Lesung und Gespräch mit Gisela von Wysocki zum Internationalen Frauentag
Eine sehr gegenwärtige Prosa, sie dechiffriert das Beiseitegelegte und lässt die Bruchstellen des Ich zum Schauplatz werden. In den Figuren und Ereignissen ihrer 2021 erschienenen Dichtungen Der hingestreckte Sommer entschlüsselt Gisela von Wysocki die Spuren einer komprimierten Zeitgenossenschaft in J.S. Bachs Furor oder Mayröckers Milieu, in der "Untat" einer Zwölfjährigen. "Das ist glänzend gesehen", schrieb die taz über sie, "von einer derartigen physiognomischen Prägnanz, dass man sie nicht mehr vergessen kann". Lebens- und zeitgeschichtliche Geschehnisse verarbeitete Gisela von Wysocki in Wiesengrund, ihrem vieldiskutierten Roman über Theodor W. Adorno. Und immer wieder, in Gedicht und Prosa, das Fragile und Aufrührerische der weiblichen Erfahrungswelt, die Poesie unbegradigter Verhältnisse. "Was aber ihr, Marlene Dietrich, so überhaupt nicht gelingt: bedeutungslos auszusehen. Auch dann nicht, wenn sie in herkömmlicher Bekleidung auf einem gebräuchlichen Stuhl sitzt. Damit sich, oberhalb der Grauzone, das Geheimnis des Gesichts umso einprägsamer zeigen kann. Ist es nicht leblos und aufwühlend zugleich? Verloren und besitzergreifend? Frauen sind Zauberinnen, denkt man. Unfreiwillig oft. Oder selbst Ver-Zauberte. Poetinnen der Anthropologie."
Gisela von Wysocki, geboren in Berlin, Essayistin, Theater- und Hörspielautorin, Literaturkritikerin, studierte Musikwissenschaft in Berlin und Wien und Philosophie bei Theodor W. Adorno. Sie promovierte über den österreichischen Dichter Peter Altenberg und erhielt für ihre Buchveröffentlichungen Die Fröste der Freiheit. Weiblichkeit und Modernität. Über Virginia Woolf und Fremde Bühnen. Mitteilungen über das menschliche Gesicht zahlreiche Preise. Ihre Bühnenstücke – Abendlandleben, Schauspieler Tänzer Sängerin u.a. – entwarfen neuartige szenische Vorlagen für das Theater. Zuletzt wurde sie 2022 mit dem Italo-Svevo-Preis ausgezeichnet.
Martin Mettin moderiert den Abend. Er ist promovierter Philosoph und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ausbildungsinstitut für Humanistische Lebenskunde beim HVD Berlin-Brandenburg. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Ästhetik, Bildungsphilosophie und Ethik.
ZEIT: Mittwoch, 01. März 2023 | 18 - 19.30 Uhr
ORT: Haus des Humanismus | Potsdamer Straße 157 | 10783 Berlin
Eintritt: 6 €, ermäßigt 4 € (Teilnahmebedingungen)
Wir bitten um Anmeldung unter info@humanistische-akademie-bb.de