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Regenbogenfahnen mit dem Logo unseres Verbandes waren im Juli 2017 überall zu sehen – im Netz, in Zeitungen und auf Fernsehbildschirmen. Sie wehten an einem bunt geschmückten Lastenfahrrad – an der Spitze des Demonstrationszuges beim Christopher Street Day (CSD) in Berlin. Die erste CSD-Teilnahme seit mehr als 20 Jahren verdanken wir dem Arbeitskreis queer*human, in dem sich unter anderem Serkan Michael Wels und Amelie von Leliwa für LGBTTIQ*-Themen stark machen.

LGBTTIQ* – das steht für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, transgender, transident, intersexuell, queer sowie für alle weiteren sexuellen Identitäten. Kurz gesagt: für sexuelle Vielfalt.

"Zur Vielfalt gehören alle dazu", betont Amelie von Leliwa. Und so engagieren sich auch heterosexuelle Mitarbeiter_innen im Arbeitskreis queer*human. "Ich weiß, daß meine Chefin hetero lebt und gleichzeitig ein stolzes Mitglied unseres Arbeitskreises ist. Das finde ich toll", erzählt Serkan Michael Wels, der als Erzieher in einer Humanistischen Kindertagesstätte arbeitet. Gerade die Akzeptanz der hetero-normativen Gesellschaft sei schließlich wichtig. "Wir haben jetzt aber keinen Sexualitätscheck gemacht", sagt Amelie von Leliwa vom Betreuungsverein Pankow. "Darum geht es ja auch, dass die sexuelle Orientierung egal sein sollte. Es geht um Vielfalt – nicht darum, dass wir homosexuell sind."

Zum ersten Treffen des abteilungsübergreifenden Arbeitskreises hatten die Initiatoren, neben Serkan Michael Wels ist das Jürgen Mundl, stellvertretender Abteilungsleiter der Humanistischen Kindertagesstätten, Ende 2016 per Rundmail eingeladen. "Ich habe immer gesagt, es darf nie nach einem Zwangsouting aussehen. Die Einladung muss so locker wie möglich formuliert sein, so dass auch heterosexuelle Mitarbeiter_innen sagen: ‚Hey, das ist mein Thema, da möchte ich gern mitmachen‘", sagt Wels. Die Resonanz war groß. "Es hat mich schon überrascht, dass so viele gekommen sind. Wir haben wohl einen Nerv getroffen", meint der 36-Jährige. "Viele wollten auch nur mal gucken", ergänzt von Leliwa.

Inzwischen besteht der feste Kern aus fünf bis sieben Kolleg_innen, die sich alle sechs Wochen treffen. Sie wollen in den Verband hineinwirken und ihn nach außen bekannter machen. Zum Beispiel, indem sie sich am CSD beteiligen. Die Teilnahme an der Demonstration für die Rechte der Regenbogen-Community sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung war das erste große Projekt des Arbeitskreises. Die Mitglieder ließen Postkarten als Werbung für ihr Vorhaben drucken und drückten sie vier Wochen vorher, beim Straßenfest zum Welthumanistentag, allen Interessierten in die Hand. Zum CSD selbst kamen schließlich rund 30 Humanist_innen, die meisten von ihnen Mitglieder des Jugendverbandes, und schwenkten die Verbandsfahne. Für jede_n gab es noch ein bisschen Glitzer ins Gesicht, "und dann sind wir losgezogen", erzählt von Leliwa.

Nach der Premiere 2017 haben die queer*humans 2018 eine große Schippe draufgelegt: Doppeldeckerbus statt Lastenfahrrad, 100 Humanist_innen statt 30. Der Arbeitskreis hat ein eigenes Budget bekommen, um Aktionen wie die CSD-Teilnahme ernsthaft anzugehen. "So können wir wirklich Sachen planen", freut sich Serkan Michael Wels.

Auch wenn die erste CSD-Teilnahme eher eine Low-Budget-Produktion war: Auf das geschmückte Lastenfahrrad – "Niedlich sah das aus", erinnert sich Amelie von Leliwa –, das einen Platz gleich hinter den ersten Wagen des Demonstrationszuges ergattern konnte, waren die Mitglieder des Arbeitskreises stolz. "Ich hatte schon ein paar Gänsehautmomente", erinnert sich Wels. Amelie von Leliwa fügt hinzu: "Ich fand es auch sehr schön, die Fotos anzugucken, die dort entstanden sind. Zu sehen: Da waren wir seit ewig vielen Jahren zum ersten Mal!"