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Aus der Dankesrede von Christa Wolf zum Uwe Johnson Preis

"(…) Ich glaube, es gab zu seinen Lebzeiten kaum einen Menschen, der umfassender und genauer über Mecklenburg Bescheid wusste als er. es gibt ein Verzeichnis der Mecklenburgischen Orte, die in seinen Büchern, insbesondere in den »Jahrestagen«, vorkommen: es sind über hundert. Sechshundert Bücher über Mecklenburg fanden sich in seiner Bibliothek (…)."

"Ja: ich glaube, Nachdenklichkeit, Verständnissuche sind Haltungen, mit denen man sich dem tief widersprüchlichen Leben des Uwe Johnson nähern sollte. Und Bemühung um Einsicht in die enge, unlösbare Verzahnung dieser Biografie mit den Zeitumständen, in die sie gestellt, denen sie ausgeliefert war. Und mit der ganz eigenen, eigensinnigen Art und Weise, mit der dieser Autor ihrer Herr zu werden suchte: in einem Werk, das seinesgleichen sucht. War Uwe Johnson heute unter uns? Hätte er mein Reden über ihn als Zuwendung verstanden, als die es gemeint war, und als bewegte, teilnehmende, trauernde Verbundenheit, die ich über die Jahre hin ihm gegenüber empfinde? Dieser Preis gab mir Anlass, mich dessen noch einmal zu versichern. Ich danke ihnen dafür. (…)"