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Walter Kempowski wurde 1929 in Rostock geboren. Er besuchte dort die Oberschule und war während des Krieges als Flakhelfer eingesetzt. Die Zwangszugehörigkeit zur "Strafgefolgschaft" der Hitlerjugend (1944/45) wegen "politischer Unzuverlässigkeit" war für ihn mit Drangsalierungen verbunden. Nach einer Druckerlehre wechselte er 1947 in den Westen nach Wiesbaden. 1957 holte Kempowski in Göttingen das Abitur nach und studierte anschließend Pädagogik.

Bei einem Besuch in Rostock wurde er 1948 der Spionage beschuldigt, von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und war bis 1956 im Zuchthaus Bautzen inhaftiert. Von 1960 bis 1980 arbeitete Kempowski als Landschullehrer in Norddeutschland und ließ sich in Nartum bei Bremen nieder. Dem Schriftsteller gelang rasch eine literarische Karriere, die ihn zu einem der meistgelesenen deutschen Gegenwartsautoren gemacht hat. Sein Debüt erfolgte mit dem Buch "Im Block" (1969), einem Bericht über seine Haftzeit in Bautzen.

Im Mittelpunkt von Kempowskis literarischem Schaffen steht sein Romanzyklus über eine bürgerliche Familie. Als erstes Buch präsentierte er 1971 "Tadellöser & Wolff", das die Jugend Kempowskis unter den Verhältnissen des Nationalsozialismus und des Krieges schildert. Es folgten die Bände "Uns geht’s ja noch gold" (1972) und "Ein Kapitel für sich" (1975). Mit seinen ersten Büchern machte Kempowski als eine "der ungewöhnlichsten und überraschendsten Begabungen der neueren deutschen Literatur" auf sich aufmerksam. Bis zu dem 1993 veröffentlichten Mega-Projekt "Echolot" erschienen zahlreiche Bücher und Hörspiele, für die er Preise und Auszeichnungen erhielt. Gastdozenturen führten ihn an Universitäten in Essen, Hamburg und La Jolla (USA).

Nach 1989 fand Kempowski auch in seiner Heimat große Beachtung. Er wurde Ehrenbürger der Stadt Rostock. Ein großer Teil seines umfangreichen privaten Archivs ist in der Hansestadt öffentlich zugänglich. Das "Echolot-Projekt” wurde 1993 in einer experimentellen szenischen Lesung vom Kammertheater in Neubrandenburg vorgestellt. Walter Kempowski ist verheiratet und hat zwei Kinder. Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007.