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Begründung der Jury

Uwe Johnson gesamtes Schreiben ist auf das Eingedenken und Erinnern ausgerichtet. Wie Gesine Cresspahl erfährt auch Edgar Bendler in Lutz Seilers "Kruso" die aufstörenden wie tröstenden Wirkungen des Erinnerns. Beide Autoren muten ihren Hauptfiguren den Tod des geliebten Partners zu und lassen sie ums Überleben ringen.

Lutz Seiler erzählt – gebunden an den Ort und die Landschaft von Hiddensee – über einen kurzen Zeitraum von Juni bis November von den Hoffnungen und Einschränkungen eines ganzen Landes. Sämtliche Register erinnernden Erzählens beherrschend, hält Lutz Seiler – trotz der ‚Schiffbrüchigen’, die sich auf der Ostsee-Insel versammeln – an einer Utopie fest: der Freiheit.

Der Roman schlägt einen Bogen vom Sommer 1989 bis in die Gegenwart. Die einzigartige Recherche folgt dabei auch den Spuren jener Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind.

Raimund Fellinger