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Begründung der Jury

Matthias Senkel erzählt eine sehr eigene Geschichte über Pioniere der Luft- und Raumfahrt im 19. und 20. Jahrhundert. Das Besondere des Romans liegt in seinem Bekenntnis zum Eigensinn der Erfinder. Frühe Vögel sind bei Matthias Senkel "schräge Vögel". Scheinbar lässig und unbeirrbar setzen sich die Protagonisten gegen Widerstände durch. Soziale, politische, vor allem aber Geschlechterschranken werden von ihnen wahrgenommen – und unterlaufen.

Doch nicht allein der Erzählstoff hebt Matthias Senkels Debütroman heraus. Seine Technik der Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem schafft einen staunenswerten eigenen Erzählton. Der Autor bietet dem Leser zudem die Möglichkeit, sich einen eigenen Pfad in dem Miniaturen-Geflecht der Familiengeschichten zu suchen. Verweise auf Zurückliegendes, Künftiges und Abseitiges können verfolgt, relativiert und/oder umgekehrt werden. Zuverlässig schimmert durch: Männer sind kühle Planer und Organisatoren, "die niemals fliegen", Frauen sind Macherinnen, die Luftschiffbruch erleiden.

Mit großer, fast übermütiger Erzählfreude und Originalität umspannt Matthias Senkel ein Jahrhundert der Luftfahrt und krönt es mit einem Romanteil, in dem er die Todesarten aller im Roman erwähnten Figuren nachliefert. "Frühe Vögel" ist ein Debüt, das literarisch kaum vergleichbar ist, weil es sich eine eigene Erzählwelt schafft. Ganz im Sinne von Uwe Johnson sucht die Geschichte sich ihre Form. Solches ist selten in einem ersten Roman und wird mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis 2013 ausgezeichnet.”