Anlässlich des Welthumanist_innentages am 21. Juni 2022 organisierte der Humanistische Verband für Lebenskundeschüler_innen und ihre Lehrer_innen ein breites Angebot an interessanten Veranstaltungen.
So folgte die Klasse 3a der Nelson-Mandela-Schule der Einladung zum Workshop "Hieroglyphen – Schreiben wie die alten Ägypter” im Neuen Museum. Im Prenzlauer Berg gab es gleich ein ganzes Kino nur für Lebenskundeschüler_innen. In der Gustav-Dreyer-Grundschule in Hermsdorf sorgte das Klassenzimmertheaterstück "Schlafen Fische?” für spannende Stunden. Und die Grundschule an der Victoriastadt erlebte bei "Museum Moves" im Bodemuseum den Umgang mit Kunst mal ganz anders.
Über die Eindrücke zu diesem besonderen Tag und die Erfahrungen der Lebenskundegruppen berichten Katharina Weymar, Iris von Lentzke, Viola Sengewald und Claudia Blatt:
Hieroglyphen – Schreiben wie die alten Ägypter
Am Welthumanistentag besuchte die Klasse 3a der Nelson- Mandela- Schule Berlin einen Workshop im Neuen Museum. Nachdem wir uns im Unterricht schon mit Sprache und Schrift beschäftigt hatten, lernten wir, wie die alten Ägypter geschrieben haben. Nach einer Einweisung in das Hieroglyphen- Alphabet begaben wir uns ins Museum, um Schriftzeichen auf den Skulpturen zu finden und zu entschlüsseln. Der Besichtigung einer alten Grabkammer sowie ein Besuch bei Nofretete waren weitere Highlights unseres Workshops.
Katharina Weymar
Umgang mit Kunst mal ganz anders!
Anlässlich des Welthumanistentags hat der HVD die Klasse 6b der Grundschule an der Victoriastadt zum Workshop "Museum Moves" ins Bodemuseum eingeladen. Angeleitet von zwei Tanzpädagog_innen erforschten die Schüler_innen die Gestik, die Mimik und die Posen der Skulpturen in diesem wunderschönen Ambiente. Unterstützt durch musikalische Begleitung ahmten die Schüler_innen die Welt der Skulpturen nach und drückten ihre eigenen Gefühle durch Bewegungen aus. Auch wenn zu Beginn einige ein wenig mit den "theatralischen" Ausdrucksformen fremdelten, waren zum Schluss alle mit viel Enthusiasmus dabei. Es gab reichlich Lob für die zahlreichen Darstellungen der Kinder - sogar von anderen Museumsbesuchern! Leonie resümierte den Tag mit folgenden Worten: "Ich habe heute gelernt, dass ich meinen Mitschüler_innen wirklich vertrauen kann.” Der Workshop war ein voller Erfolg! Die Schüler_innen sagen Danke für die tolle Einladung!
Iris von Lentzke
Schlafen Fische?
Zum Welthumanistentag am 21.6.2022 hatte die 5c der Gustav Dreyer Grundschule eine ganz besondere Lebenskundestunde. Ihr Klassenraum verwandelte sich in eine Theaterbühne, denn die Schauspielerin Julia Glasewald führte ihr Klassenzimmertheaterstück mit dem Titel "Schlafen Fische" zum Thema Tod bei ihnen auf. Gebannt schauten die Schüler_innen zu und tauchten in das Stück ein. Die Hauptperson des Stückes "Jette", ein 10jähriges Mädchen, deren jüngerer Bruder an Krebs verstorben ist, zählt auf, woran Menschen im Allgemeinen sterben und wie sie die Krankheit und den Tod ihres Bruders erlebt hat. Dabei kommen Jettes Gefühle besonders stark zum Ausdruck. Sie teilt ihre Erinnerungen mit den Zuschauer_innen, die mal schön und lustig, mal traurig, ratlos, sprachlos und auch wütend sind. Ganz nebenbei wird auch die Antwort auf die Frage des Titel gegeben, sie wird an dieser Stelle aber nicht verraten, sondern empfohlen, sich das Stück selbst anzuschauen.
Nach dem Stück fand ein Gespräch mit den Schüler_innen statt. Dabei gab es einen großen Austauschbedarf und es wurde offen über das Thema Tod diskutiert. Die Schüler_innen hatten die Möglichkeit, der Schauspielerin persönliche Fragen zu stellen. Eine Frage war z. B., wie sie es schafft, ein Stück zum Thema Tod zu spielen, ohne dabei weinen zu müssen.
Am Ende hat Julia Glasewald fleißig Autogrammkarten unterschrieben, die die Schüler_innen zusammen mit ihren vielfältigen Eindrücken dieses Vormittags, mit nach Hause nehmen durften.
Viola Sengewald
Ein ganzes Kino nur für Lebenskundekinder
Lustig, spannend und auch traurig - so beschreiben die Kinder den Film 'Sommerrebellen', der am 21.06.2022 exklusiv für ca. 100 Lebenskundeschüler_innen aus ganz Berlin und anlässlich des Welthumanisttages im Kino des Zeiss-Großplanetariums gezeigt wurde.
Gefragt nach einer Bewertung auf der Skala von 1-10 gaben Zweidrittel der Kinder der 4d aus Treptow dem Film 8-10 Punkte. Nicht selbstverständlich, denn der Stoff des Films ist nicht banal: Es geht um große Umbrüche im Leben wie sie durch Tod und Verlust hervorgerufen werden. Es geht darum, was diese einschneidenden Ereignisse mit uns machen, wie sie uns verändern und welche Auswirkungen sie haben.
Jonas, der Held der Geschichte, hat seinen Vater und ein intaktes Familienleben verloren. Kindlicher Rettungsanker, Hort des Nicht-Wandels, der verlässlichen Beständigkeit und Sicherheit ist für Jonas der Opa in der Slowakei. Dort ist immer Sommer. Der Opa ist cool. Er hat einen Pick-up. Mit ihm geht Jonas Schlauchbootfahren und Angeln.
Jedoch, es kommt alles anders. Kein Boot, kein Angeln, kein unternehmungslustiger Opa. Dafür leere Bierflaschen, eine unaufgeräumte Wohnung und ein sich vernachlässigender alter Mann.
Jonas Versuche, die alte, vermeintliche, Wirklichkeit wieder herzustellen, geben dem Film viel Drive, produzieren die lustigen Szenen, die von den Kindern besonders gemocht wurden (wir denken hier an den Opa in der Umkleidekabine, den Blumenklau oder den erschummelten Ladenvertrag) und führen zu den Verstrickungen, die nie konfliktfrei ablaufen, jedoch immer ein glimpfliches Ende nehmen.
Nichts bleibt, wie es war. Dieser Tatsache muss sich schlussendlich auch Jonas stellen. Doch in jeder Veränderung steckt ein Neuanfang. Jonas findet ihn in seiner Freundschaft zu Alex, sein Opa in der Beziehung zu seinem Enkel.
Claudia Blatt