Im Juni 2018 haben wir mit der Humanistischen Kindertagesstätte Rex-Waite-Straße in Spandau unsere 25. Kita in Berlin eröffnet. Der Weg dahin war lang und mit vielen Hürden versehen, die Warteliste für einen Kitaplatz dennoch bereits vier Jahre vor dem Start rappelvoll. Zusammen mit Abteilungsleiterin Britta Licht werfen wir einen Blick auf den Entstehungsprozess einer humanistischen Kita und auf den Sonderfall Rex-Waite-Straße.
Seit 1995 haben wir uns kontinuierlich zu einem der größten Träger von Kindertagestätten in der Hauptstadt entwickelt. Heute kümmern sich fast 600 engagierte Mitarbeiter_innen um knapp 3.000 Kinder, die jeden Tag bei und mit uns "spielen, forschen, fragen" und von unseren 48 Köch_innen und Küchenhilfen mit frischem Essen versorgt werden.
Unsere Einrichtungen sind Wohlfühl- und Entdeckerorte für Kinder, die die Jüngsten dazu einladen, sich einzubringen und ihre Welt mitzugestalten. Bis sich die Türen einer neuen humanistischen Kita für Kinder, Erzieher_innen und Eltern öffnen, haben wir als Träger allerdings mit vielen Akteuren zu tun: von Senatsverwaltung und Bund über Architekturbüro und Baufirma bis hin zu Bezirks- und Gesundheitsamt. Viele Akteure bedeuten immer auch: Herausforderungen, Abstimmungen und somit zeitliche Verzögerungen. Bis eine Kita eröffnet wird, können daher bis zu vier Jahre vergehen. Oder auch sechs, wie es bei unserer Spandauer Kita Rex-Waite-Straße der Fall war, die im Oktober 2018 endlich offiziell als unsere 25. Humanistische Kindertagesstätte in Berlin eröffnet wurde.
Die Vorbereitungen begannen schon 2013. Anders als bei den meisten unserer Kitas kam der Impuls aber nicht von unserem Verband, sondern vom Bund. Denn der Bau der Kita Rex-Waite-Straße basiert auf alten städtebaulichen Verträgen, die zum Beispiel vorsehen, dass ab einer bestimmten Anzahl von Wohneinheiten eine bestimmte Infrastruktur geschaffen werden muss. Das heißt: Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsanbindung – und auch Kitaplätze. So ging das Gebäude in der Rex-Waite-Straße 94 in Gatow zunächst an das Bezirksamt Spandau. Dieses schrieb die Kita aus und der Jugendhilfeausschuss entschied darüber, welcher Träger den Zuschlag erhalten soll.
Da nun der Bund und nicht wir als Bauherr fungierte, zog das die Verzahnung vieler Unterbehörden nach sich, die Prozesse genehmigen mussten und den Bau im Namen des Bundes ganz genau begleiteten. Das bedeutete auch viele Mail- und Briefwechsel sowie Auseinandersetzungen mit verschiedenen Ämtern und Behörden. Und damit auch eine größere Abhängigkeit und Entscheidungsunfähigkeit, als wenn wir selbst Bauherr gewesen wären. Damit das Gebäude unseren Ansprüchen gerecht werden konnte, haben wir in die Kita Rex-Waite-Straße zusätzlich eigene Mittel investiert. Im nächsten Schritt kam das Architekturbüro PLANWERK an Bord, das eine Ausschreibung erarbeitete, an der sich die jeweiligen Gewerke beteiligen konnten. Und schließlich gingen die Bauarbeiten los. "In die Planungs- und Entstehungsphase wurden wir als Träger sehr gut eingebunden", sagt Britta Licht. Denn: "Da wir in unseren Kitas nach einem bestimmten pädagogischen Konzept und nach humanistischen Werten arbeiten, muss es möglich sein, diese in den jeweiligen Räumlichkeiten auch gut umsetzen zu können. Es muss also Platz für Bewegungsangebote sowie für Austausch von großen und kleineren Gruppen geschaffen werden. Es braucht thematisch gestaltete Räume sowie mit Materialien ausgestattete Werk- und Bildungsstätten zum Bauen, Kreativsein, Spielen und Ausruhen. So sollen die Kinder sich ihrer Fähig- und Fertigkeiten bewusstwerden. Wir wollen ihre Neugierde und ihren Entdeckungsdrang herausfordern. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Kindern eine Lernwerkstatt zu entwickeln, die zu Fragen anregt und viel Raum für die Suche nach Antworten bietet."
Die Senatsverwaltung stand bei der Planung beratend zur Seite und achtete darauf, dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten wurden, etwa zu Raumgrößen, pädagogischen Nutzflächen und der damit verbundenen nötigen Raumausstattung. Auch Sanitäranlagen, die Pflege und Instandhaltung des Gebäudes und der Küchenbereiche unterliegen bestimmten Auflagen – gerade wenn selbst gekocht wird, wie es in unseren Kitas der Fall ist. So entsteht Schritt für Schritt ein Gebäude, welches den gesetzlichen Vorschriften und Auflagen entspricht und auch unseren pädagogischen Ansprüchen und Standards gerecht wird, bei dem das Kind im Mittelpunkt steht. In zwei Altersbereichen mit Tüftelwerkstatt, Entspannungs- und Spielzimmern und einem großzügigen Außenbereich entstand so langsam ein Raum, in dem bis zu 90 Kinder spielen, forschen und fragen können.
Ende Mai 2018 wurde das nagelneue Gebäude an uns übergeben und so fehlten schließlich nur noch die kleinen und großen Menschen, es mit Leben zu füllen. "Eltern wissen: Kitaplätze sind begehrt und die Wartelisten lang. Sobald auch nur das Gerücht im Wohngebiet kursiert, dass eine neue Kita geplant ist, füllen sich die Listen im Nu. Unsere war für die Rex-Waite-Straße schon vier Jahre vor der Eröffnung voll", erzählt Britta Licht. Die Platzvergabe erfolge dabei immer in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht. Licht: "Die Auswahl ist dann aber trotzdem nicht ganz so einfach, denn gerade bei Neubauten ist es besonders schwierig, eine gute Altersmischung hinzubekommen. Diese Aufgabe übernehmen die jeweiligen Fachberater_innen und die zukünftige Kitaleitung."
Die Verteilung der Kitaplätze muss dabei zeitgleich mit dem Einstellen des Personals geplant werden, denn Kitaplätze können nur angeboten werden, wenn auch das nötige Fachpersonal vorhanden ist. Nach wie vor leiden wir in Berlin an einem großen Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich. Es gibt kaum Erzieher_innen, die sich auf freie Stellen bewerben. So konnte die Kita Rex-Waite-Straße auch Ende 2018 nicht alle möglichen 90 Plätze belegen. "Ein Problem, das nicht nur uns, sondern alle Träger von Kindertagesstätten beschäftigt", sagt Britta Licht.
Im Moment sei außerdem eine weitere problematische Entwicklung zu beobachten, die die Bauwirtschaft selbst betrifft: "Baufirmen sind derzeit derart ausgelastet, dass sich nur wenige Firmen auf öffentliche Ausschreibungen bewerben. Es mangelt schlichtweg an Baufirmen, die die Aufträge übernehmen wollen." Über die Gründe wird öffentlich immer wieder spekuliert: Sind Kitas unattraktiv für Baufirmen? Die Auflagen seitens des Senats zu hoch? Gibt es zu viele unnötige bürokratische Hürden? "Jedenfalls geht damit einher, dass die Baukosten in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind", so Licht. Trotz aller Herausforderungen konnte unsere 25. Kita im Juni 2018 die ersten Kinder begrüßen.
Inzwischen beschäftigt Britta Licht und ihre Mitarbeiter_innen längst die nächste Baustelle: Die in die Jahre gekommene Kita Rappelkiste in Köpenick soll neu entstehen. "Hier sind wir wieder selbst Bauherr. Das heißt, alle wichtigen Entscheidungen werden von uns getroffen. Wir ziehen vor allem auch unsere eigenen Expert_innen zu Rate: Neben den Fachberatungen sollen auch unsere erfahrenen Kitaleitungen und Mitarbeiter_innen frühzeitig ihre eigenen Wünsche und Ideen äußern können." So sollen auch in Zukunft Lernorte in Berlin und Brandenburg entstehen, an denen Kinder ihre eigenen Stärken entdecken und entwickeln können, an denen sie Fragen stellen, aber auch einfach nur spielen können.