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Ungläubige im Religionsunterricht.

Es gehört zu den immer wiederkehrenden Irritationen, dass Schülerinnen und Schüler, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, sich in Nordrhein-Westfalen im katholischen oder evangelischen Religionsunterricht wiederfinden. Denn auch wenn man sich vom Religionsunterricht abmelden kann, fehlt es häufig an alternativen, schulischen Angeboten und dann geht man eben doch hin, weil es einfacher ist. Also müssen sich Lehrkräfte Gedanken dazu machen, wie mit diesen Schülerinnen und Schülern, die im falschen Unterricht sitzen, umgegangen werden kann.

Die katholische Akademie Franz Hitze Haus lädt daher im November zu einer Fachtagung nach Münster ein. Unter dem Titel "Konfessionslosigkeit im Religionsunterricht" sollen "didaktische Perspektiven des evangelischen, katholischen und islamischen Religionsunterrichts" besprochen werden.  (https://www.franz-hitze-haus.de/info/18-432/)

Solche didaktischen Perspektiven sollten zumindest die Bedürfnisse dieser religionsfernen Schülerinnen und Schüler aufgreifen und ihre religionsfreie Weltsicht ernstnehmen. Dies schließt ein, dass im Rahmen einer solchen Tagung zumindest religionsfreie Perspektiven und Sichtweisen wahrgenommen werden und im Tagungsprogramm vorkommen. Stattdessen soll viel über religionsfreie Menschen gesprochen werden, statt mit ihnen.

Während der Bundespräsident mit der Kampagne "Deutschland spricht" für eine Kultur des Austausches und Diskussion wirbt, findet diese Fachtagung ohne eine religionsfreie Perspektive statt. Auch der Hinweis des Humanistischen Verbandes das Programm entsprechend zu überdenken, wurde mit Stillschweigen beantwortet. Das lässt zumindest erahnen wie wichtig den Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die sich dort fortbilden, der respektvolle Umgang auch mit religionsfreien Schülerinnen und Schülern ist.

"Eine solche Fachtagung lässt die Vermutung zu, dass es im Wesentlichen darum geht die "Ungläubigen", die sich in den Religionsunterricht "verirren", zu bekehren. Wir brauchen daher dringend vernünftige Angebote für religionsfreie Schülerinnen und Schüler.", so Thomas Oppermann, Landesgeschäftsführer des Humanistischen Verbandes.   

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Thomas Oppermann
Landesgeschäftsführer