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Gemeinsamer Ethikunterricht, statt Trennung nach Religionen?

Prüfstein 3

Ein gemeinsamer Ethik-Unterricht statt Trennung nach Religionen

Die Gesellschaft wird immer vielfältiger. Wie stehen Sie zu einem gemeinsamen, wertebildenden, Konsens ermöglichenden Fach "Ethik/Religionskunde für alle", wo miteinander, nicht übereinander geredet würde?

SPD

Grundsätzlich stehen wir Vorschlägen hinsichtlich neuer Unterrichtsfächer offen und neugierig gegenüber. In der öffentlichen Debatte werden von verschiedenster Seite eine Vielzahl von neuen Schulfächern ins Gespräch gebracht. Hinter jedem dieser Ansinnen stehen dabei nachvollziehbare Beweggründe und Argumente. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass zwangsläufig nur beschränkt neue Lerninhalte den bestehenden Lehrplänen hinzugefügt werden können. Es gilt hier eine Priorisierung vorzunehmen. Zur Entscheidungsfindung beim Thema neue Schulfächer sowie weiterer grundlegender schulpolitischer Themen, wollen wir dabei eine Bildungskommission einsetzen, damit wir eine Bildungspolitik aus einem Guss gewährleistet können.

CDU

Am grundgesetzlich verbürgten bekenntnisorientierten Religionsunterricht unter deutscher Schulaufsicht und in deutscher Sprache halten wir fest. Die Religions- und Glaubensfreiheit wird durch unser Grundgesetz garantiert und geschützt. Wir stehen für eine Weltanschauung, die sich bei aller Pluralität unserer Gesellschaft auf das Erbe einer jahrhundertealten christlich-jüdischen-abendländischen Wertebasis gründet, aber zugleich offen ist für Menschen anderer Religionsbekenntnisse und Überzeugungen ist. Religion als Unterrichtsfach vermittelt Werte und grundlegendes Wissen über die eigene Religion und ihren kulturellen und historischen Kontext.

Bündnis90 Die Grünen

Wir wollen den Religionsunterricht im Diskurs mit den Religionsgemeinschaften – auf Basis des Grundgesetzes, in dem dieses Fach verankert ist – zu einem kooperativ-konfessionellen Unterricht weiterentwickeln, der auch den islamischen Religionsunterricht mit einbezieht und auch im Dialog und strukturell mit dem Fach Philosophie verbunden wird, z.B. in gemeinsamen Projekttagen, -wochen.

FDP

Das Verständnis und die Toleranz gegenüber anderen Religionsgemeinschaften, Weltanschauungen und Lebensentwürfen ist Basis für unser friedliches Zusammenleben. Um das Verständnis für andere Religionen, Weltanschauungen und Lebensweisen zu stärken, wollen wir deshalb in allen Kernlehrplänen für das Fach Religion den Bereich der vergleichenden Religionswissenschaften und die Werteorientierung stärken. Neben den vielfältigen Angeboten des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts müssen gleichberechtigt auch nicht-religiöse Überzeugungen berücksichtigt werden. Daher setzen wir uns dafür ein, dass langfristig an allen öffentlichen Schulen das Fach Praktische Philosophie als Wahlalternative zum bekenntnisorientierten Religionsunterricht angeboten wird. Zahlreiche Schulen in Nordrhein-Westfalen bieten zudem schon den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht an, in dem katholische und evangelische Inhalte zusammen unterrichtet werden. Auch dieses Angebot wollen wir weiter ausweiten. Am Ende der Sekundarstufe I soll außerdem jede Schülerin und jeder Schüler mindestens einmal eine Synagoge, eine Moschee und eine christliche Kirche besucht haben.

Die Linke

In unserer Landtagszeit 2010-12 haben wir immer wieder damit argumentiert, dass es auch pädagogisch unsinnig ist, über- statt miteinander zu sprechen. Das Landesinstitut für Schule und Weiterbildung hat im Auftrag des Schulministeriums im Rahmen eines BLK-Modellversuchs zu Interkulturellem Lernen in den 90er Jahren bereits genau solche pädagogischen Arrangements modellhaft entwickelt. Alle Ergebnisse wurden zwar vom Ministerium gelobt, aber leider zog das Ministerium daraus keine Konsequenzen für den Regelunterricht.

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