"Konfirmation? Da gehen viele meiner Freunde doch eh nur hin, weil’s Geschenke und vor allem viel Kohle gibt. Ich bin auch nicht gläubig und ich dachte: Es muss doch eine Alternative geben. " Jakob (15) wohnt in Kürten und hat an der JugendFEIER des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) teilgenommen. Das ist eine festliche Veranstaltung für nicht-religiöse Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren, die im Kreise ihrer Familien den Übergang ins Erwachsenleben feiern möchten. "Ich fühle mich nicht mehr als Kind, aber auch noch nicht ganz erwachsen. Irgendwie ist das ein wichtiger Lebensabschnitt, den ich nicht einfach so vorbeiziehen lassen wollte."
Also hat Jakob recherchiert – vor allem im Internet. Und als er seinen Eltern von seiner Idee mit der Jugendfeier erzählte haben sie gleich zugestimmt, obwohl auch für sie dieses Angebot neu war.
Ganz anders sind Hannes (14), Paul (14) und Isabelle (16) zur Jugendfeier gekommen. Ihre Eltern sind in der ehemaligen DDR aufgewachsen und haben dort selbst an der "Jugendweihe" teilgenommen. "Meine Eltern haben mir davon erzählt. Doch ich hatte anfangs eigentlich gar keine Lust zu den Vorbereitungstreffen zu gehen. Aber irgendwie war’s dann doch ganz ok. Wir haben viel Quatsch gemacht und auch was gelernt", erinnert sich Paul. Und Isabelle meint: "Für mich war die Jugendfeier ein bleibendes Erlebnis, an das ich mich gerne erinnere. Es war feierlich und hatte wirklich mit mir zu tun. Wir haben bei den Vorbereitungstreffen viel geredet: darüber, wie man sich selbst findet oder wie man Verantwortung übernehmen kann. Das sind Themen, die man ja sonst nicht gerade mit seinen Freunden bequatscht."
Die JugendFEIER des HVD setzt eine über 150jährige Tradition fort. 1852, wenige Jahre nach der bürgerlichen Revolution, tauchte im Bereich der freireligiösen Arbeiterbewegung erstmals der Begriff "Jugendweihe" auf. Als Alternative zur Konfirmation war sie für 14-jährige junge Menschen die außer-kirchliche Feier zur Schulentlassung - und somit keineswegs eine Erfindung der DDR wie viele glauben.
Heute nehmen jährlich rund 100.000 Jugendliche an Jugendfeiern in ganz Deutschland teil – häufig auch immer noch unter dem Namen Jugendweihe. Allein in Berlin richtet der HVD sieben Jugendfeiern für rund 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Friedrichstadt-Palast aus. In Köln ist die Jugendfeier deutlich kleiner. Betreut wird sie seit vielen Jahren von Dieter Grützner: "Unser Ziel ist es die Jugendlichen beim Übergang vom Kindsein zum Erwachsen-werden zu begleiten. Wir wollen den jungen Leuten Lust und Mut machen, engagiert das eigene Leben in die Hand zu nehmen – mit Achtung und Toleranz. Wir beschäftigen uns bei den Vorbereitungstreffen mit Fragen wie: Wer bin ich, wer will ich sein, wo liegen meine Stärken, meine Talente, wo könnte mein Platz in der Gesellschaft sein." Dabei stünden, so Grützner, stets die Interessen und Anliegen der Jugendlichen selbst im Mittelpunkt. Sie gestalten den größten Teil des Programms auf und rund um die Jugendfeier selbst.
"Viele machen Konfirmation ja nur für die Eltern und eigentlich nicht für sich selbst. Ich glaube nicht an Gott und wollte etwas machen ohne Glauben – etwas für mich, etwas Freies." Jil (14)
"In der Grundschule hatte ich noch religion. Auf der weiterführenden Schule habe ich mich dann für Praktische Philosophie entschieden.. Und jetzt habe ich auch Jugendfeier gemacht - wie mein Vater übrigens aus." Tim (14)
"Mein Bruder hatte zwei Jahre vor mir Jugendfeier. Ich war anfangs echt skeptisch. Aber mir hat's dann schnell sehr gut gefallen. Wei hatten viel Spaß miteinander. Und die Themen hatten wirklich mit mir zu tun." Isabel (14)
In Köln findet jedes Jahr eine Jugendfeier statt. Der HVD lädt interessierte Eltern zu Infoabenden in das Comedia Theater Köln ein. Hier geht's zum Anmeldeformular und zu den aktuellen Terminen.