Innenminister Horst Seehofer hatte nach dem antisemitischen Anschlag in Halle gefordert, die Gamer-Szene stärker zu überwachen, weil Attentäter Stephan B. wie in einem Killerspiel vorgegangen war. Nun will Verkehrsminister Andreas Scheuer laut einem Tagesspiegel-Bericht die Förderung der Gamerszene in Höhe von 50 Millionen Euro ab 2020 streichen.
Dazu Thomas Hummitzsch, Sprecher im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR: "Vor zwei Monaten lobte Scheuer die Game-Entwickler noch als "die Innovativen von Morgen". Aber die Innovativen von morgen sind offenbar die Deppen von heute und zahlen den Preis für das kopflose Vorgehen der Bundesregierung im Kampf für unsere Demokratie. Statt endlich entschlossen dem Rechtsextremismus den Kampf anzusagen und Programme wie "Demokratie leben" zu stärken, dreht die Bundesregierung der Gamer-Szene den Geldhahn zu. Die Bundesregierung muss sich dringend auf das Wesentliche besinnen und ein umfassendes Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen, um endlich denjenigen den Rücken zu stärken, die täglich für Demokratie, Respekt und Toleranz aktiv sind." Erst vor wenigen Tagen hatte David Driese, Vorstand im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg, die angekündigte Kürzung der Mittel für das Programm "Demokratie leben" kritisiert.
Hummitzsch weist auch darauf hin, dass das Streichen der Gamer-Förderung nicht nur eine ganze Kulturbranche in Verruf bringt, sondern auch Berliner Projekte wie Paintbucket Games trifft, die Entwickler des international viel gelobten Spiels "Through the Darkest of Times". In dem Spiel werden der Nationalsozialismus und der Holocaust thematisiert. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von zivilen Widerstandskämpfern in den Jahren 1933 bis 1945, die versuchen, den Nationalsozialisten etwas entgegenzusetzen. "In einer Zeit, in der die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte über klassische Medien nachlässt, während zugleich eine Partei auf Bundes- und Länderebene aktiv Geschichtsklitterung betreibt, sind solche innovativen Projekte enorm wichtig, um junge Menschen historisch zu sensibilisieren."
Paintbucket Games wurde beim Deutschen Entwicklerpreis 2018 als "Bestes Studio" ausgezeichnet und vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe berichtet auf der eigenen Homepage lobend von "Through the Darkest of Times".