Louis ist acht Jahre alt. Er macht ganz allein seine Hausaufgaben, kann schon abwaschen und geht allein zum Fußballtraining. Auf den Wunschzettel für den Weihnachtsmann schreibt er: "Ich will auch Krebs haben! Dann hat Mama wieder Zeit für mich." Louis ältere Schwester Lisa hat einen Hirntumor.
Geschwister von Kindern, die an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden, kommen im Alltag oft zu kurz. Sie leiden still vor sich hin und sind mit ihren Ängsten und Nöten oftmals auf sich allein gestellt. Zudem entwickeln sie eine Scham, ihre Alltagsprobleme anzusprechen, weil diese in der Regel nicht so existenziell sind wie die schwere Erkrankung des Geschwisterkindes.
In Berlin leben circa 1.700 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre, die lebensbedrohlich erkrankt sind. Deren Eltern sind oftmals multipel belastet, werden zerrissen zwischen der Organisation von Behandlungsmaßnahmen, der Bewältigung des "normalen" Alltags sowie der Angst, das eigene Kind zu verlieren. Darunter leidet die Aufmerksamkeit für Geschwisterkinder, was die betroffenen Familien zusätzlich belastet.
Die meisten schwerkranken Kinder und Jugendliche haben unserer Erfahrung nach Geschwister. Das Kinderhospiz Berliner Herz im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg baut deshalb sein Angebot für Geschwisterkinder aus. "Wir wollen Selbstbewusstsein und Handlungskompetenz im Umgang mit Stresssituationen der Geschwister stärken und damit nachhaltig auch das gesamte Familiengefüge unterstützen", erklärt Sabine Sebayang, die für die Hospize im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg verantwortlich ist.
"Alle sorgen sich immer um die kranken Kinder, damit es denen gut geht. Die gesunden Kinder vergisst man dabei. Sich um die zu kümmern, ist ein ganz wichtiges Thema. Das Kinderhospiz Berliner Herz nimmt die ganze Familie in den Blick, deshalb hat es meine volle Unterstützung", betont Schauspielerin Eva Mattes, die Botschafterin für das Berliner Herz ist.
Den Start des Geschwisterprogramms feierte das Kinderhospiz am vergangenen Donnerstag mit seiner Sommer Charity. Gemeinsam mit den Botschafter_innen des Kinderhospizes Inka Bause, Ralf Zacherl, Eva Mattes und Christian Flake Lorenz sammelte das in Berlin-Friedrichshain ansässige Kinderhospiz Spenden für das Geschwisterprogramm.
Angebote, wie das Geschwisterprogramm, gehören nicht zur Regelversorgung und müssen von Hospizträgern anderweitig finanziert werden.
Spenden für das Geschwisterprogramm können mit dem Stichwort "Geschwisterprogramm" auf das Konto DE 48 1002 0500 0003 1364 67 bei der Bank für Sozialwirtschaft überwiesen werden.