Der Humanistische Verband Berlin Brandenburg KdöR kooperierte mit der Karuna Sozialgenossenschaft eG, die im TagesTreff Weitlingstraße im Rahmen der Kältehilfe ein Nachtcafé betrieben hat. Vom Karuna Sub sind die verbandseigenen Expert_innen der Wohnungslosenhilfe leider nicht überzeugt.
"Wir haben Zweifel an der Sinnhaftigkeit, wie hier Landesmittel eingesetzt werden", erklärt die für die Wohnungslosenprojekte verantwortliche Bereichsleiterin Katrin Schwabow. "Die Projekte zur niedrigschwelligen Versorgung von wohnungssuchenden und obdachlosen Menschen sind in Berlin nicht auskömmlich finanziert. Unsere lebenspraktischen Hilfen sowie die medizinische Versorgung können wir in diesem Umfang nur aufgrund von privaten Spenden und der ehrenamtlichen Hilfe Berliner Bürger_innen anbieten. Für den Karuna Sub stellt das Land nun fast doppelt so viel Landesmittel zur Verfügung wie für unsere Einrichtung am Bahnhof Lichtenberg. Das halten wir nicht für richtig", begründet Schwabow die Haltung des Verbandes weiter.
Der Verband sieht auch inhaltlich Grund zur Kritik, weil obdachlose Menschen ihre Habseligkeiten nicht alleine lassen wollen.
"Wir haben momentan keine Vorstellung, wie zahlreiche Menschen mitsamt ihren Habseligkeiten, die sie meist in Einkaufswagen mit sich führen, von A nach B transportiert werden sollen", sagt die Leiterin des Tagestreffs in der Weitlingstraße Maria Richter.
Ein Konzept, wo an verschiedenen Orten kostenfreie Gepäckboxen aufgestellt würden und man in den existierenden Anlaufstellen für Obdachlose kostenlose BVG-Fahrscheine erhielte, erscheint Richter zielführender und kostengünstiger.
"Wir begrüßen das pragmatische Vorgehen im Bereich der Obdachlosenhilfe, dass das Land Berlin in den letzten zwei Jahre an den Tag gelegt hat", so Schwabow. "Allerdings werden viele Maßnahmen zu kurzfristig ins Leben gerufen, Expert_innen aus der Praxis werden zu selten einbezogen."
Schwabow, die seit 25 Jahren im Feld der Wohnungslosenhilfe tätig ist, hält es für sinnvoll, die LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in solche Prozesse mit einzubeziehen, anstatt auf Zuruf einzelner Träger Gelder in den Haushalt einzustellen. Anlass zur Kritik bot nicht zuletzt das so genannte Hygienemobil, bei dem Expert_innen im Nachgang deutlich machten, dass für den Betrieb eines solchen Mobils weitaus mehr als 200.000 Euro benötigt werden. Aus der Runde wurde damals empfohlen die eingestellten Gelder in den Ausbau bestehender Infrastruktur zu investieren.
"Die reguläre und auskömmliche Finanzierung der bestehenden Einrichtungen zur nachhaltigen Lösung struktureller Missstände scheint für die Politik leider weniger attraktiv zu sein als Einzelinitiativen, die zwar mediale Aufmerksamkeit produzieren, an deren Erfolgsaussichten die Expert_innen jedoch ihre Zweifel haben", so Schwabow.