Der Duschbus soll, so der aktuelle Plan, in der Stadt unterwegs sein und dort Halt machen, wo sich obdachlose Menschen aufhalten und sammeln. Dies kann für die betroffenen obdachlosen Menschen eine sinnvolle Innovation in Berlins Obdachlosenarbeit sein und einen Beitrag hinsichtlich der besseren Sozialverträglichkeit der Gruppe der Wohnungslosen leisten.
Allerdings ist für den Duschbus lediglich ein Budget von 250.000,00 € im Haushalt vorgesehen. Fundierte Schätzungen gehen aber davon aus, dass ein Duschbus mit nachhaltigem Effekt für die Betroffenen rund 750.000,00 € pro Jahr kosten. Denn die Tücke liegt im Detail, wie bei dem Expert_innengespräch mit den Trägern der freien Wohlfahrtshilfe im Abgeordnetenhaus deutlich wurde. An diesem nahm auch Katrin Schwabow teil, die beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg (HVD) für die Wohnungslosenhilfe zuständig ist.
"Wenn man einen solchen Bus verantwortlich betreiben will, müssen medizinisches Personal sowie eine Kleiderkammer an Bord sein. Denn was nützt die Dusche, wenn keine Erste Hilfe geleistet werden kann, Wunden und Entzündungen unbehandelt bleiben oder die Obdachlosen direkt wieder die verschmutzte Kleidung anlegen müssen", erklärt die Expertin des HVD.
In diesem Zusammenhang müssten auch Fragen wie der Infektions- und Hygieneschutz bedacht werden, ergänzt sie.
"Optimal wäre es zudem, wenn das niedrigschwellige Angebot zugleich dazu dient, mit den betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen und Obdachlose an bestehende Hilfesysteme anzubinden. Hierfür braucht es Sozialarbeiter, die ebenfalls an Bord eines solchen Duschbusses gehören", macht Schwabow deutlich. "Hier jetzt mit einem symbolisch gut klingenden Betrag etwas zu finanzieren, dass am Ende nur schlecht funktioniert, wäre ein Bärendienst für die Wohnungslosenarbeit in der ganzen Stadt. Der Senat müsste hier nachsteuern und die Gelder in die Hand nehmen, die es braucht, um einen Duschbus als innovatives und nachhaltiges Hilfsprojekt auf den Weg zu bringen."
Bei der Expert_innenrunde im Abgeordnetenhaus wurde deutlich, dass ein Duschbus auf Zu- und Abwasser angewiesen ist und Standplatzgenehmigungen an den jeweiligen Sammelpunkten Obdachloser benötigt. Diese Bedingungen schränken die Flexibilität eines Busses entscheidend ein. Die Expert_innen der Träger der freien Wohlfahrtshilfe waren sich einig, dass es im Zweifel besser ist, die Mittel in die Erweiterung bestehender zentraler und dezentraler stationärer Versorgungsprojekte und zuführender Aktivitäten zu investieren, als in ein Vorzeigeprojekt, das nicht funktioniert.
Weiterhin bedarf es einer grundlegenden Gesamtstrategie für die Stadt hinsichtlich des Themas Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Sozialsenatorin Elke Breitenbach hat für Mitte Januar eine entsprechende Strategiekonferenz angesetzt, bei der auch die engere Zusammenarbeit der Politik mit den Trägern der freien Wohlfahrtspflege thematisiert werden soll, um im Vorfeld der Haushaltsverhandlungen angedachte Projekte gemeinsam auf den Prüfstein zu stellen.