Freitagnachmittag um halb drei begann sich der Innenhof der Gneisenaustraße 41 in Berlin-Kreuzberg zu füllen. Über 50 Freund_innen des HUMANISMUS folgten schließlich der Einladung des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg (HVD BB) zum Gedenken an den Überfall der SA auf die Freidenkerzentrale 1933. Viele Mitglieder des HVD BB, ihre Präsidentin Dr. Manuela Schmidt sowie Abgeordnete fast aller in Parlamenten vertretenen Parteien und Aktive aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, wie die Vertreter_innen von "Berlin gegen Nazis", kamen für die Gedenkveranstaltung zusammen. In dem Haus in der Gneisenaustraße hatte der Vorgängerverband des HVD, der Deutsche Freidenkerverband (DFV), seinen Sitz. Am 17. März 1933 erstürmte die SA das Gebäude, besetzte es und enteignete schließlich den gesamten Verband mit damals 600.000 Mitgliedern. Dessen Vorsitzender Max Sievers war einer der ersten Oppositionellen, den die Nazis verfolgt und später ermordet haben. Für Sievers ist am Eingang der Gneisenaustraße 41 eine Gedenktafel angebracht.
Werner Graf, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, sprach als Erster zu den anwesenden Humanist_innen und würdigte die große antifaschistische Tradition des Humanistischen Verbandes sowie sein heutiges Engagement gegen Rechts, für Vielfalt und Toleranz. Dabei ging Graf auch auf aktuelle Defizite in der Politik ein und forderte, dass Konfessionslose und Humanistinnen endlich gleichberechtigte Sitze neben den Kirchen in den Rundfunkräten wie dem rbb erhalten müssten.
Da die Innensenatorin Iris Spranger aufgrund der laufenden Koalitionsverhandlungen verhindert war, verlas die SPD-Fraktionsvorsitzende aus Friedrichshain-Kreuzberg, Hannah Sophie Lupper, die Rede von Frau Spanger. Sie stellte die Überparteilichkeit des Verbandes heraus, die sich auch in der Zusammensetzung der Anwesenden widerspiegelte.
Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des HVD BB, verdeutlichte zum Abschluss, wie stark diese Geschichte unseren Verband bis heute prägt und dazu motiviert, sich leidenschaftlich für die Interessen von Konfessionsfreien einzusetzen.
Abschließend erfolgte die feierliche Verkündung der Partnerschaft vom HVD BB und dem Netzwerk "Berlin gegen Nazis".
Musikalisch begleitet wurde die Gedenkveranstaltung von Isabel Neuenfeldt mit passenden Liedern aus der Arbeiter_innenbewegung und der Demokratiebewegung von 1848. Die Ausstellung "Humanisten im Fokus - Widerstand einer vielfältigen Bewegung und ihre Verfolgungsgeschichte" rahmte die Kulisse am historischen Ort ein.
Anknüpfend an die Gedenkveranstaltung lädt der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg alle Freund_innen des HUMANISMUS zu einer inhaltlichen Vertiefung ein: bei der Lesung mit Manfred Isemeyer "Warum wir nicht vergessen dürfen" am 6. April im Haus des HUMANISMUS. Auch die Ausstellung "Humanisten im Fokus" wird hier zu sehen sein. Sie entstand anlässlich des Themenjahres Zerstörte Vielfalt, Berlin 1933-1938-1945, das dem Gedenken an die von den Nationalsozialisten zerstörte gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt Berlins diente.