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„Unsere Vielfalt spiegelt sich in jedem Besuch, in jedem Gespräch wider“ – eine Koordinatorin im Gespräch

Was bedeutet für Sie persönlich das diesjährige Motto des Welthospiztages „Hospiz für Vielfalt“ und wie spiegelt es sich in der Arbeit von Dong Ban Ja wider?

Vielfalt ist für mich etwas, das uns alle verbindet. Es bedeutet, dass wir Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit sehen und ihnen genau dadurch näherkommen. In der letzten Lebensphase und damit in der Hospizarbeit ist das besonders wichtig. Jeder Mensch hat seine eigene Herkunft, Lebensgeschichte, Wertvorstellungen, Sprache und Identität. Am Lebensende kommt das alles zusammen. Wir alle haben bestimmte Vorstellungen davon, wie wir leben wollen – und eben auch davon, wie wir sterben wollen.

Dank der kulturellen Vielfalt in unserem Team können wir genau darauf eingehen. Unsere rund 150 Ehrenamtlichen kommen aus über 50 Nationen. Jede*r von uns hat neben seiner ursprünglichen Herkunft und Prägung auch seine eigenen Lebenserfahrungen. So können wir für jeden Menschen eine individuell passende Begleitung am Lebensende finden. Unsere Vielfalt spiegelt sich in jedem Besuch, in jedem Gespräch wider.

Dong Ban Ja ist ein interkultureller Hospizdienst. Warum ist der interkulturelle Ansatz in der Hospizarbeit von Dong Ban Ja so wichtig?

Für viele Menschen mit Migrationshintergrund ist der Tod oft mit zusätzlichen Unsicherheiten verbunden. Die Sprache, die Kultur, die Herkunft – all das kann in der letzten Lebensphase eine große Rolle spielen. Es ist oft schwer, in Deutschland jemanden zu finden, der diese kulturelle Prägung und ihre Bedeutung am Lebensende versteht.

Ich selbst bin in Vietnam geboren und aufgewachsen. Die vietnamesische Kultur ist ein wichtiger Teil von mir. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, nicht nur auf der persönlichen, sondern auch auf der kulturellen Ebene von anderen verstanden zu werden. Unsere Ehrenamtlichen bringen dieses tiefere, kulturelle Verständnis für die Begleiteten mit. Viele von uns bei Dong Ban Ja haben ähnliche Erfahrungen von Verlust und Neubeginn in einer fremden Kultur gemacht. Dadurch können wir den Begleiteten auf eine Weise begegnen, die oft jenseits dessen liegt, was andere Hospizdienste leisten können. Wir wollen den Menschen am Lebensende Selbstbestimmung und ein Stück Heimat geben.

Wie geht Dong Ban Ja auf die vielfältigen individuellen Bedürfnisse von Menschen in der letzten Lebensphase ein?

Bei Dong Ban Ja begegnen wir den Menschen mit Offenheit und Respekt für ihre Rituale, Traditionen und Glaubensvorstellungen. In der letzten Lebensphase sind diese oft besonders wichtig. Ob es um spezielle Essgewohnheiten oder um weltanschauliche Fragen geht, wir sprechen mit den Begleiteten und ihren Familien und versuchen, ihre Wünsche bestmöglich zu berücksichtigen.

Unsere Ehrenamtlichen bringen ihre eigenen kulturellen Erfahrungen mit und lernen ständig dazu. Wir wollen, dass die Menschen, die wir begleiten, spüren: Wir respektieren ihre Wurzeln und schaffen einen Raum, in dem sie sich wohlfühlen. Es gibt nicht ‚die‘ Art zu sterben – es gibt nur die Art, die sich für jeden Einzelnen richtig anfühlt. Und das wollen wir ermöglichen.

Liebe Frau Vu, herzlichen Dank für das Gespräch und Ihr Engagement bei Dong Ban Ja!

Das Interview führte Jan Cacek, Referent Öffentlichkeitsarbeit.

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Jan Cacek
Referent Öffentlichkeitsarbeit
0171 81 79 839