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Tag des Ehrenamts bei Dong Ban Ja: Ein Engagierter berichtet

Foto: Konstantin Börner

 Schon seit drei Jahren engagiert sich Gaurav Kumar für Dong Ban Ja. Anlässlich des Tags des Ehrenamts am 5. Dezember haben wir mit ihm darüber gesprochen, was das Engagement für unseren interkulturellen Hospizdienst so besonders macht.

Was hat Sie dazu motiviert, sich für einen interkulturellen Hospizdienst wie Dong Ban Ja zu engagieren?

 Die Antwort auf diese Frage ist etwas länger, denn sie ist das Ergebnis zahlreicher Erfahrungen, die ich in verschiedenen Phasen meines Lebens gemacht habe. Ich komme aus Ranchi, Indien. Während meiner Schulzeit habe ich immer gerne soziale Dienste geleistet: Ich habe dabei geholfen, unsere Nachbarschaft sauber zu halten, habe Verkehr geregelt, Menschen gegen Polio geimpft und in Lepra-Häusern gearbeitet. All diese unmittelbare Hilfe hat das Leben vieler Menschen einfacher und besser gemacht. Das hat mir ein Gefühl tiefer Verbundenheit mit ihnen gegeben.

Nach meiner Schulzeit zog ich nach Bangalore und studierte Informatik und Yoga. Als Yogalehrer half ich aktiv Lepra-Kranken, die entweder in Lepra-Zentren oder bettlägerig zu Hause lebten. Dabei hatte ich einen Yogaschüler, dem ich in seinen letzten Lebensjahren einige Stunden am Tag Gesellschaft leistete. Ich spürte, wie sehr er sich über meine Besuche freute. Er nahm mich so sehr als Teil seiner Familie wahr, dass er mich auf dem Familienfoto an seinem letzten Geburtstag unbedingt dabeihaben wollte. Das war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.

Als ich schließlich für mein MBA-Studium nach Berlin zog, war ich auf der Suche nach einem ähnlichen freiwilligen Engagement. Glücklicherweise sah ich einen Facebook-Post von Udai Pradhan [Ehrenamts-Koordinator bei Dong Ban Ja, Anmerkung der Redaktion]. Ohne zu zögern begann ich mich 2020 für Dong Ban Ja zu engagieren.“

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sehen, wie Ihr Engagement bei Dong Ban Ja das Leben und den Abschied von Menschen am Lebensende positiv beeinflusst?

„Es ist nicht leicht, das in Worte zu fassen. Jeder Mensch, den wir begleiten, hat andere Erwartungen und entwickelt andere Gefühle uns Freiwilligen gegenüber. Eine einfache Antwort auf die Frage lautet: Es ist ein unfassbar großes Geschenk, die letzten Lebenstage eines Menschen bereichern zu dürfen. Die Begleiteten sind aus tiefstem Herzen dankbar und nehmen uns in ihren Gedanken mit auf ihre Reise nach dem Leben.“

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Vorteile und Herausforderungen bei der interkulturellen Hospizarbeit, und wie gehen Sie damit um?

„Es ist toll, dass man Lebenslektionen von Freiwilligen und Begleiteten aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen bekommt. Keine Universität oder Buch kann das vermitteln, was man von diesen Menschen lernt. Denn am Lebensende sind sie besonders ehrlich.

Bei Dong Ban Ja lernen wir zudem das deutsche Gesundheitssystem in Seniorenheimen und Hospizen hautnah kennen. Man lernt auch viel darüber, welche Mittel und Hindernisse Pflegebedürftige in ihren eigenen vier Wänden haben.

Zu den größten Herausforderungen gehören sicherlich kulturelle Unterschiede, die es manchmal schwierig machen, eine gute Verbindung mit den Begleiteten aufzubauen. So nehmen einige Begleitete fälschlicherweise an, dass wir für unser Engagement eine Gegenleistung erwarten. Es kann etwas dauern, bis sie verstehen, dass wir uns ehrenamtlich engagieren. In einigen Fällen hilft es auch, wenn ein anderer Engagierter die Begleitung übernimmt.

Außerdem ist es manchmal nicht leicht, die bürokratischen oder durch das Gesundheitssystem bedingten Probleme der Menschen zu sehen. Denn wir haben nicht immer die Mittel, solche Probleme zu lösen. Mit meinem Wissen aus dem Ausbildungskurs von Dong Ban Ja helfe ich so gut ich kann.

Abschließend möchte ich unbedingt noch sagen: Vermeintlich kleine gute Taten haben immer eine große Wirkung. Dr. Dharma Bhusal, Udai Pradhan und dem ganzen Team von Dong Ban Ja möchte ich herzlich dafür danken, dass sie mir genau das ermöglichen!“

Lieber Herr Kumar, herzlichen Dank für das Gespräch und Ihr Engagement bei Dong Ban Ja!

Das Interview führte Dr. Dharma Bhusal, die Leitung von Dong Ban Ja, auf Englisch. Wir haben es ins Deutsche übersetzt.

 

Kontakt

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Dr. Dharma Raj Bhusal
Leitung Interkultureller Hospizdienst Dong Ban Ja
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Jan Cacek
Referent Öffentlichkeitsarbeit
0171 81 79 839