In der Begründung der Jury heißt es:
"Die drei Frauen setzen sich mit Entschlossenheit, Zivilcourage und Klugheit für Rechtsstaatlichkeit, Menschen- und Bürger_innenrechte, insbesondere für die Rechte von Frauen und LGBTI-Personen ein. Ihr Protest richtet sich gegen häusliche Gewalt, gegen die Verbreitung von Hassreden in den Medien und die Verweigerung der Behörden, Asylanträge von Geflüchteten anzunehmen. Ihre Geisteshaltung macht sie nicht nur zu Humanistinnen, sondern auch zu politischen Menschen, obwohl sie keiner Partei angehören. Sie sind keine Mandatsträgerinnen polnischer Frauenorganisationen, aber sie sind außergewöhnliche Aktivistinnen, die sich mit ihrer Stimme gegen Menschenrechtsverletzungen engagieren. Ihr Plädoyer gilt einer offenen, demokratischen und toleranten Gesellschaft."
Die nationalkonservative Regierung Polens untergräbt seit Jahren die Unabhängigkeit der Justiz. Menschen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen, werden diskriminiert und müssen mit strafrechtlicher Verfolgung rechnen. 2020 wurden Anna Prus, Elżbieta Podleśna und Joanna Gzyra-Iskandar beschuldigt, Transparente angefertigt zu haben, die die Jungfrau Maria mit einem Heiligenschein in den Farben der Regenbogenfahne zeigten. Dafür wurden sie wegen der "Beleidigung religiöser Überzeugungen" angeklagt – eine Straftat, die nach Paragraph 196 des polnischen Strafgesetzbuches mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden kann. Erst durch Druck der internationalen Zivilgesellschaft wurden die Frauen im März 2021 freigesprochen.
Die diesjährigen Jurymitglieder des Humanismus-Preises sind Seyran Ateş, Volker Wieprecht, Christin Richter, Manfred Isemeyer und David Driese.
Die feierliche Verleihung des Humanismus-Preises für Menschenrechte an Joanna Gzyra-Iskandar, Anna Prus und Elżbieta Podleśna findet am Internationalen Tag der Menschenrechte – Freitag, den 10. Dezember 2021 – in Berlin statt.