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Homophobie und Transphobie im Auge behalten ist für Serkan Wels eine der Aufgaben des Arbeitskreises queer*human im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg.
Foto: Konstantin Börner Homophobie und Transphobie im Auge behalten ist für Serkan Wels eine der Aufgaben des Arbeitskreises queer*human im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg.

Dass sein Arbeitgeber sich immer wieder klar positioniert und öffentlich unmissverständlich deutlich macht, dass die sexuelle Orientierung seiner Mitarbeiter_innen keine Rolle spielt, macht für Wels etwas aus. "Ich habe mich auf meiner Arbeitsstätte nie geoutet", sagt er. Doch dass er auf Männer steht, wissen seine Kolleg_innen längst. Wels engagiert sich in diversen Initiativen für die LGBTTIQ*-Community. Der Vorschlag, dieses Engagement im Verband als Mitgliedsorganisation im Bündnis gegen Homophobie fortzuführen, kam aus dem Kollegium. "Daraus entstand schließlich der Arbeitskreis. Und mit der Regenbogenfahne an jedem Haus und durch diverse öffentliche Statements von Leitungskräften und Vorstand fühle ich mich hier schon sichtbar und unterstützt", so Wels.

"Für mich ist eigentlich gar nicht so sehr relevant, was der Arbeitgeber sagt. Viel wichtiger finde ich die Haltung der Kolleg_innen", meint dazu Amelie von Leliwa. Doch könne eine klare Positionierung des Arbeitgebers diese auch beeinflussen: "Für einen Verband, der regelmäßig klarmacht, dass er sexuelle Vielfalt begrüßt, wird jemand, der total homophob ist, kaum arbeiten", glaubt die Sozialarbeiterin. Dass sie "bi oder pan oder wie immer man das nennen möchte" ist, hat sie ebenfalls nie großartig thematisiert. "Aber ich glaube, bei mir wissen das eigentlich auch alle. Wenn man miteinander redet, kommt das Thema halt mal auf. Bei mir im Kollegium ist es jedenfalls für alle ganz normal und das finde ich schon ziemlich gut."

Verbandsintern möchten die queer*humans vor allem informieren und sensibilisieren. Etwa, indem sie in die Einrichtungen und Projekte hineingehen. Serkan Michael Wels: "Wir wollen unsere Kolleg_innen unterstützen. Bei der Arbeit mit Kindern zum Beispiel. Sexuelle Vielfalt steht auch im Berliner Bildungsprogramm! Es ist wichtig, schon den Jüngsten beizubringen, dass Vielfalt normal ist – nicht Heterosexualität." Außerdem möchten Wels und seine Mitstreiter_innen erfahren, wo es vielleicht auch Probleme gibt, Ängste nehmen, "zeigen, dass wir ganz normal sind".

Neue Mitarbeiter_innen – unabhängig von ihrer sexuellen Identität – sollen möglichst früh erfahren, dass es den Arbeitskreis queer*human gibt. Dafür habe sich auch der Vorstand ausgesprochen, berichtet Amelie von Leliwa. Ihr ganz persönlicher Wunsch für die Zukunft sei, "dass es eine_n offizielle_n, hauptamtliche_n Ansprechpartner_in im Verband gibt, der_die allen Angestellten bekannt ist und an den_die man sich mit Fragen, Problemen, Vorschlägen und Wünschen wenden kann", sagt sie. "Und ich will, dass es irgendwann kein Thema mehr ist, wen und wie jemand liebt. Aber ich glaube, dafür müssen wir erst darüber reden. Damit sexuelle Vielfalt selbstverständlich wird, muss sie in allen Köpfen sein. Damit sie in allen Köpfen ist, muss darüber geredet werden. Und dafür gibt es uns."

Dieser Text ist im Geschäftsbericht 2017 des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg erschienen.