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In seinem Vortrag "Öffentliches Wohl und Orientierung – Zur Zukunft der Religions- und Weltanschauungspolitik in Deutschland" fokussierte er diesmal jedoch stärker auf die Legitimität des bestehenden Staatskirchenrechts, das andernorts auch als "hinkende Trennung" von Staat und Kirche bezeichnet worden ist. Die Kooperation des Staates mit den Religionsgemeinschaften habe ihren guten Grund darin, dass sie fundamentalistische Strömungen und Tendenzen innerhalb dieser Gemeinschaften zurückdrängen und jede Reinheit der Lehre im Sinne staatsbürgerlicher Integration beeinträchtigen könne.

In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte Brumlik aber den Gedanken der Menschenwürde als einer Gemeinsamkeit von Humanisten/-innen und Religiösen. Auf den späteren Einwand aus dem Publikum, es gäbe weder im Alten noch im Neuen Testament irgendeine Formulierung von Menschenwürde, reagierte Brumlik mit einem Zitat aus dem Babylonischen Talmud. Zunächst aber plädierte er am konkreten Beispiel des verweigerten Handschlags eines Imans mit der rheinland-pfälzischen CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner für eine sorgfältige Unterscheidung von Verletzung der Menschenwürde einerseits und Verstößen gegen etablierte Umgangsformen andererseits. Wer sich aus religiösen Gründen weigere, einer Frau die Hand zu geben, verstoße – so Brumlik – nicht gegen die Verfassung und beweise auch nicht seine "Integrationsunwilligkeit". Eher andersherum: Wer andere über die Kenntnis der Umgangssprache und Gesetzestreue hinaus zu irgendwelchen Konventionen zwingen will und dies als "Integration" preist, erweise sich als illiberal. Hier hätte sicherlich nachgefragt werden können, ob dieser Kommentar nicht die Bedeutung von kulturellen Konventionen und ethischen Prinzipien für das gesellschaftliche Zusammenleben unterschätzt.   

Während also eine weite Auslegung der Religionsfreiheit für Brumlik "zu Deutschland gehört", war er deutlich skeptischer in Bezug auf die Frage, ob denn Humanismus eine Weltanschauung im Sinne des Grundgesetzes sei. Er attestierte einen Mangel an Ritualität z. B. der humanistischen JugendFeier (Brumlik sprach von "Jugendweihe") und sah den Humanismus eher als eine breite kulturelle Tradition denn als eine spezifische Weltanschauung.    

Deutschland und der Islam

Inwiefern gehört der Islam zu Deutschland? Dass diese Frage in Politik und Öffentlichkeit heute überhaupt bejaht wird, bedeutet positiv den Abschied von der bundesrepublikanischen Lebenslüge, Deutschland sei kein Einwanderungsland. Kritisch aber ist zu fragen: Wie sinnvoll ist die pauschale Rede von "dem Islam"? Gehört der Islam in allen seinen Formen und in jeder Hinsicht zu einem demokratischen Rechtsstaat und einer offenen Gesellschaft?