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Horst Groschopp & Eckhard Müller (Hrsg.)

Nachdem die Gründung eines Freidenkerverbands in der DDR – trotz einiger Initiativen engagierter Freidenker – jahrzehntelang verboten war, ordnete das Politbüro Ende 1988 plötzlich an, einen solchen aus dem Boden zu stampfen. Eine wesentliche Absicht war nur allzu offensichtlich: Unzufriedene davon abzuhalten, sich im Rahmen kirchlicher Angeboten zu versammeln. Denn Freidenkerverband darauf zu reduzieren, wäre aber zu kurz gegriffen. Horst Groschopp und Eckhard Müller dokumentieren dessen kurze Geschichte anhand zahlreicher Archivunterlagen, Erinnerungen und zeitgenössischer Medienberichte.

Diese Geschichte ist aus zwei Gründen besonders interessant: Zum einen haftete den DDR-Freidenkern schnell und nachhaltig das Etikett der "Stasi-Gründung" an; hier bringt der Band Dokumente, die eine seriöse Einschätzung in dieser Frage ermöglichen. Zum anderen entwickelte der Verband in den wenigen Monaten seines Bestehens einen völlig anderen Politikansatz als die damaligen Konfessionslosenverbände Westdeutschlands, der zwar nie zum Tragen kam, aber vorwegnahm, was im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends dann in fast allen Verbänden breit diskutiert wurde und vom HVD ansatzweise auch praktiziert wird: Freidenkertum als säkulare Lebenshilfe. In Einleitungen bieten die beiden Herausgeber Verständnishilfen und Interpretationszugänge, vor allem auch für Leser, die das Funktionieren der DDR nur aus dritter oder vierter Hand kennen.

Alibri, 2013, 260 Seiten, kartoniert, 22 Euro
ISBN 978-3865691712

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