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Foto: Konstantin Börner

Das ist auch in Neuhardenberg der Fall. Hier feiern Schüler_innen der Oberschule Müncheberg gemeinsam ihre JugendFEIER. Die Atmosphäre ist gelöst, bevor es losgeht. Zur Titelmelodie des Films "Fluch der Karibik" ziehen die Jugendlichen mit festlicher Anspannung in den Festsaal ein, beäugt von ebenso stolzen wie bewegten Verwandten. Das Festprogramm mit Theaterszenen aus dem Vorbereitungsprogramm, Livemusik, Videogrußbotschaften, Tanzperformances und einer festlichen Ansprache, in der es in heiterem Ernst um die Windungen und Wendungen des Erwachsenendaseins geht, fängt die Rührung auf. Höhepunkt der Feier ist der persönliche Moment, den jedes Mädchen und jeder Junge auf der Bühne hat.

"Die Grußbotschaften und Tänze aus dem Berliner Festprogramm werten unsere Veranstaltungen enorm auf und kommen an", ist Sylke Thonig überzeugt. "Die anfängliche Skepsis gegenüber einem abgehobenen Hauptstadtprogramm hat sich nicht bestätigt." Die Nachfrage steigt, auch aufgrund der zunehmenden Landflucht aus Berlin. 2019 sprang die Zahl der teilnehmenden Jugendlichen erstmals über die Hundertermarke. Für 2020 haben sich sogar schon deutlich mehr als 300 Jugendliche angemeldet, auch weil der Regionalverband erstmals im Kulturhaus Rüdersdorf mit einer eigenen Feier präsent sein wird.

Das Wachstum der einen sorgt bei anderen auch für Unmut. Für den benachbarten Regionalverband Ostbrandenburg bedeutet die Ausdehnung der Humanist_innen in Märkisch-Oderland, dass einige Familien aus seinem Einzugsgebiet zum Angebot von Sylke Thonig und Anna Schneider wechseln. "Für einen Regionalverband kann das mitunter herausfordernd sein", weiß Karina Berg zu berichten. Dort rechne man mit den Einnahmen, weil es kaum andere Quellen gibt, um Differenzen auszugleichen. "Aber man kann Eltern auch nicht vorschreiben, bei wem sie feiern wollen. Das will auch keiner", so Berg. "Für uns als Gemeinschaft ist es natürlich besser, wenn sie bei einem unserer Regionalverbände feiern, als bei den Mitbewerbern", erklärt die 37-Jährige. Deshalb sei es gerade im Flächenland Brandenburg enorm wichtig, dass die Regionalverbände zusammenarbeiten. "Die Idee ist, Strukturen und Mitglieder für den Regionalverband aufzubauen, sodass die Verantwortung langfristig wieder zurückgegeben werden kann", erklärt Schneider.

Ein hilfreiches Bindemittel für die gemeinsame Arbeit ist die Landesarbeitsgemeinschaft JugendFEIER, in der wir uns mit den Regionalverbänden absprechen. Bedeutsam ist für das Zusammenwachsen auch die Eastside Fun Crew aus Bernau. Die Tänzer_innen der Barnimer Humanist_innen treten inzwischen bei fast allen JugendFEIERn in Berlin und Brandenburg auf. "Hier profitieren wir alle voneinander", ist sich Berg sicher.

In Neuhardenberg liegen sich inzwischen Eltern und ihre erwachsenen Kinder in den Armen. Die Anspannung löst sich, der gesellige Teil des Tages steht bevor. Während sich Klassenkamerad_innen gegenseitig gratulieren und befreundete Familien die Höhepunkte der Feier auswerten, schmieden Anna Schneider und Sylke Thonig Zukunftspläne. Denn neben der JugendFEIER braucht es mehr humanistische Erfahrungswelten, wollen wir uns nachhaltig für eine offene, tolerante und aufgeklärte Gesellschaft in Brandenburg einsetzen. "Um uns als welt­anschauliche Gemeinschaft mit einer sozialen Agenda stärker aufzustellen, würden weiterführende Angebote aus dem Bereich Feierkultur oder Soziales helfen", ist sich Schneider sicher. Und Thonig ergänzt: "Ein festes Haus mit Angeboten zur Feierkultur, für Jugendarbeit oder die Beratung zur Patientenverfügung, das wäre was." Zugegeben, bis dahin sind noch einige Schritte zu gehen, aber das Beispiel der JugendFEIERn in Märkisch-Oderland zeigt, dass Kooperation und Miteinander aus Träumen Wirklichkeit machen.