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Sabrina Banze sieht vor allem im Bereich der sozialen ­Medien viele Möglichkeiten, mit starken Aussagen und klaren Statements zu punkten.
Foto: Konstantin Börner Sabrina Banze sieht vor allem im Bereich der sozialen ­Medien viele Möglichkeiten, mit starken Aussagen und klaren Statements zu punkten.

Welche Vorteile haben soziale Medien beziehungsweise Kanäle?

Der ganz große Vorteil ist, dass soziale Medien extrem niedrigschwellig sind. Sie bieten eine tolle Möglichkeit, Menschen zu erreichen. Denn auf die eigene Website müssen die Leute erst einmal kommen. Es ist viel leichter, unseren Facebook-Kanal zu abonnieren und zu schauen: Was machen die? Wo sind die vertreten? Wofür stehen die? Man kann also sympathisieren, ohne sich direkt festlegen zu müssen. Und das funktioniert auch über Landesgrenzen hinaus. Wir bekommen Nachrichten nicht nur aus Berlin und Brandenburg, sondern aus ganz Deutschland.

Potenziell muss man sich im Netz und in den sozialen Medien aber auch mit Negativem wie Hate Speech, Trollen und Fake News herumschlagen.

Klar, Trolle, Shitstorms – das kann’s geben. Das hatten wir in der Form aber erst einmal, mit Anhänger_innen der AfD. Es hat auch Zeit und Nerven gekostet, die Negativbewertung der "AfD-Klickarmee" wieder auszugleichen. Ansonsten gibt es wie auch in der echten Welt immer Leute und Positionen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Ein deutlicher Unterschied zur echten Welt ist: Im Netz lesen viele Menschen mit. Und auch die nehmen wahr, ob und wie wir auf kritische Stimmen reagieren.

Ein Shitstorm kann also langfristig sogar etwas Positives bringen, wenn er eine starke Positionierung ermöglicht?

Ja, wir haben damals viel positives Feedback bekommen, weil wir uns dazu entschieden hatten, ganz transparent zu machen, warum wir es nicht für richtig halten, die AfD wie jede andere Partei zu behandeln. Wir haben gemerkt, dass diese Transparenz honoriert wird. Aber es kostet eben manchmal auch Zeit und Nerven. Wir führen nicht jede Diskussion über Stunden hinweg. Wir antworten zwei, drei, vier Mal. Und wenn wir merken, es läuft sich tot, dann lassen wir’s. Und wir weisen darauf hin, dass man bitte auf unserer Seite nett zueinander ist.

Ist es denn manchmal schwierig, nicht die Nerven zu verlieren, wenn jemand im Netz herumwütet oder hetzt, sich dann nicht im Tonfall zu vergreifen?

So sehr uns Hass und Hetze auch manchmal wütend machen: Es geht nie ohne Höflichkeit, aber das gilt ja auch für den privaten Umgang. Wenn man Menschen, die einem wütend begegnen und einen anfeinden, auch wieder mit Wut begegnet, bekommt man eine Wutspirale, einen Kreislauf, den keiner mehr aufbrechen kann. Das bringt gar nichts. Manchen geht es nur darum, Stunk zu machen, die sind dann sowieso für kein Argument offen. Und man tut sich selbst auch keinen Gefallen damit.

Noch einmal zurück zu eurer Kampagne: Was war bisher das Wichtigste, das ihr aus den Rückmeldungen für euch mitgenommen habt?

Eine tolle Erfahrung sind die Reaktionen, die man bekommt, wenn man mit klaren Statements rausgeht und Haltung zeigt. Damit können sich die Leute dann identifizieren – und wenn nicht, können sie darüber diskutieren. Das ist, glaube ich, was die Kampagne trägt.