Aktuell auf humanistisch.de

Bei unserer aktuellen Kampagne EINE_R VON UNS setzen wir stark auf digitale Kanäle und soziale Medien. Welche Möglichkeiten eröffnen Facebook, YouTube und Co. einer Organisation wie unserer? Was machen bei Trollen und Shitstorms? Sabrina Banze spricht mit LYDIA SKRABANIA über die mediale Gestaltung der Kampa­gne, positive und negative Erfahrungen in den sozialen Medien und hilfreiche Strategien.

Sabrina, wie ist eure Kampagne konzipiert? Wie seid ihr an die Medienauswahl herangegangen?

Insgesamt hatten wir den Wunsch, mehr Geschichten zu erzählen, näher zu den Leuten zu kommen. Uns war relativ schnell klar, dass wir Menschen aus unserem Verband vorstellen möchten – und dass wir sie selbst erzählen lassen wollen. Wir wollten unseren Verband in seiner Vielfalt darstellen, das heißt, wir brauchten Frauen und Männer, Berliner_innen und Brandenburger_innen, Junge und Alte, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Unsere Kampagne sollte zudem crossmedial funktionieren, die Menschen sowohl im Netz als auch in ihrem realen Alltag erreichen. Es stand von Anfang an fest, dass wir dafür bewegte Bilder brauchen und die sozialen Medien stark nutzen wollen. Vieles ist danach gewachsen – es sind immer mehr Ideen dazugekommen.

Welche Ziele hat die Kampagne, was wollt ihr damit vermitteln?

Wir wollen zeigen, dass Humanismus konkret und greifbar ist. Sichtbar machen, was für die Menschen bei uns Humanismus bedeutet und wie das konkret in ihrem Alltag aussieht. Denn Humanismus ist deutlich mehr als eine verkopfte Theorie. Wenn man die Leute erzählen lässt, was sie machen und was ihnen wichtig ist, welche Werte sie vertreten, dann wird relativ schnell klar, wie alltäglich und praktisch Humanismus ist. Deshalb erzählen wir auch keine abgeschlossene Geschichte, wir kuratieren viel mehr die Geschichten, die Thea, Richard, Karina und all die anderen zu erzählen haben. Wir erreichen zum Beispiel über die sozialen Netzwerke auf diese Weise sehr niedrigschwellig Menschen, die uns noch gar nicht kennen. Und viele erkennen sich und ihren Alltag darin wieder – sie leben nämlich nach humanistischen Werten, ohne sich das vor Augen zu führen.

Eure Kampagne ist sehr vielfältig und bezieht jede Menge Medien ein: Kino, YouTube, Facebook, Webseite, Plakate, Postkarten, Stoffbeutel, T-Shirts, Buttons und vieles mehr Wo bekommt ihr das meiste Feedback?

Wir merken die Wirkung vor allem in den sozialen Medien und auf der Straße, also da, wo wir den direkten Kontakt mit Menschen haben, ob das nun digital oder analog ist. Natürlich kommt auch die eine oder andere E-Mail als Reaktion, aber gerade auf Social Media haben wir gemerkt, dass wir auf Kampagnenstatements wie "Hass bringt nichts" oder "Es ist scheißegal, wen Du liebst" mehr Reaktionen bekommen als auf glatte Beiträge, an denen sich niemand reibt. Wir merken, dass es klare, emotionale Botschaften sind, hinter denen sich Leute versammeln. Auf schwammige Aussagen bekommt man keine Reaktionen.

Wie sind denn die Reaktionen, die ihr bekommt?

Tatsächlich bisher fast ausschließlich positiv, die Beiträge werden viel geteilt. Unsere noch überschaubaren Follower-Zahlen bei Facebook und Twitter steigen langsam aber stetig, auch dank der Kampagne. Einige Kampagnen­inhalte polarisieren durchaus stark. "Gott hilft nicht" zum Beispiel wird oft falsch verstanden – als wollten wir sagen, dass Glauben nicht hilft. Dabei hilft vielen Menschen ihr Glaube, das streiten wir gar nicht ab. Aber wir denken, dass es keine übernatürliche Instanz gibt, die die Dinge schon richten wird. Die Menschen müssen selbst tätig werden. Über solche Missverständnisse entstehen häufig spannende Gespräche und Diskussionen.