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So beliebt wie die JugendFEIERn ist keines unserer Angebote in Brandenburg. Über 3.600 Mädchen und Jungen haben dort 2018 mit uns ihr Erwachsenwerden festlich zelebriert. Doch noch ist das Potential nicht ausgeschöpft. Um weiter zu wachsen und die weltoffene Gesellschaft in Brandenburg zu fördern, könnte unsere Kooperation mit dem Regionalverband Märkisch-Oderland Schule machen.

Emsiges Gewusel herrscht an einem sonnigen Samstagmorgen im Mai rund um das Schloss Neuhardenberg. Stolze Väter begleiten ihre herausgeputzten Töchter vom Parkplatz zum Schlosseingang oder klopfen ihren befrackten Söhnen noch einmal ermutigend auf die Schultern. Mütter zupfen ihren Kindern, die plötzlich erwachsen wirken, noch einmal eine Strähne aus dem Gesicht oder rücken die Garderobe zurecht. Es liegt feierliche Anspannung in der Luft, in wenigen Minuten geht die JugendFEIER der knapp 30 Jugendlichen los. Mit ihr feiern wir symbolisch den Schritt aus der Kindheit ins Erwachsenenleben. Erwachsenwerden bedeutet, Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen. In unserem Vorbereitungsprogramm begleiten wir Jugendliche bei diesem Prozess, der in einer unvergesslichen Festveranstaltung seinen Höhepunkt hat.

Kein humanistisches Ritual ist in Brandenburg so verankert wie diese JugendFEIERn. Tausende feiern jedes Jahr mit unseren Regionalverbänden. Seit über 15 Jahren werden sie auch im Landkreis Märkisch-Oderland veranstaltet. 2009 übernahmen Sylke Thonig und Kirsten Rother-Döring die Geschicke des Regionalverbandes. Um dessen JugendFEIERn zu stärken, gingen sie mit uns eine engere Kooperation ein. So gelang es, die Feiern in einem kleinen Format in der Region zu etablieren. Zwischen 2011 und 2015 nahmen jedes Jahr etwa 50 Jugendliche an den Festveranstaltungen in der Schlosskirche Schöneiche teil. "Aber die Nachfrage stieg und bald wurde die Schlosskirche zu klein. Auch der administrative Aufwand nahm zu, das konnten wir ehrenamtlich nicht mehr bewältigen", berichtet Sylke Thonig für den Regionalverband.

Für Anna Schneider, die bei uns für JugendFEIERn in Brandenburg verantwortlich ist, ist die regionale Verankerung eine wesentliche Grundlage. "Bei vielen Angelegenheiten ist es mindestens hilfreich, auf die Ideen des ortskundigen Regionalverbandes zurückgreifen zu können. Wir übernehmen dann das Teilnehmer_innen-­Management, die Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation und Durchführung des Vorbereitungsprogramms sowie die Abstimmung des JugendFEIER-Programms." Beim Vorbereitungsprogramm würden vor allem Angebote angefragt, die unvergessliche Erlebnisse bereiten: ein Segelflug, eine Party in Berlin, ein Feriencamp mit anderen Jugendlichen.

Es gibt in Brandenburg allerdings einige Besonderheiten, weiß Anna Schneider zu berichten. "Eine der größten Herausforderungen sind die großen Distanzen, die überbrückt werden müssen. Während Jugendliche in Berlin mit den Öffis sehr schnell überall sind, sind die Jugendlichen in Brandenburg darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie mit dem Auto zu Angeboten im Vorbereitungsprogramm bringen. Selbst wenn wir den Transport organisieren, können wir nicht den gesamten Landkreis abfahren." Auch die Konkurrenz um die jeweiligen Schüler_innen durch andere Anbieter sei stärker als in Berlin. "Wir müssen uns mit unserem Service mehr anstrengen."

In Berlin sammeln wir wenig Erfahrungen in der Bedienung der Fläche. Deshalb würde ein Wachstum des JugendFEIER-Angebotes in Brandenburg ohne die Erfahrung der Akteure vor Ort auch nicht funktionieren, ist sich Karina Berg sicher, die hauptamtlich für die Koordination unserer Brandenburg-Aktivitäten verantwortlich ist. Ehrenamtlich steht sie den Humanist_innen in Bernau vor, sie spricht also aus Erfahrung.

Brandenburg hat aber auch einen Standortvorteil. Im Gegensatz zu den JugendFEIERn im renommierten Friedrichstadt-Palast Berlin besteht in Brandenburg die Chance zur Individualisierung. "Kleinere, regionale Feierorte schaffen einen sehr intimen, familiären Rahmen, der viel Verbundenheit und Gänsehaut entstehen lässt", so Anna Schneider. Deshalb feiern in Brandenburg meist die Schüler_innen einer Klasse gemeinsam, manchmal sei es sogar der Großteil eines Jahrgangs einer ganzen Schule.