Was hat Dich dazu motiviert, Dich ehrenamtlich bei VISITE zu engagieren?
Bei einem anderen Träger hatte ich bereits eine Sterbebegleitungs-Ausbildung gemacht. Die Ausbildung hat mir gefallen, aber ich war unzufrieden mit den Umständen. Also schaute ich mich nach Alternativen um. Durch Empfehlung eines Teilnehmers, der bereits positive Erfahrungen mit VISITE und dem HVD gemacht hatte, bin ich auf VISITE aufmerksam geworden. Man hat mich sehr herzlich aufgenommen. Das hat mich überzeugt.
Der frühe Verlust meines Vaters im Alter von 58 Jahren, als ich selbst erst 26 war, ließ wenig Raum für angemessene Trauerarbeit. Die Unterstützung für ihn im Krankenhaus, besonders im Sterbezimmer, war hilfreich, aber es fehlte oft an tiefgehenden Gesprächen über das Sterben. Das wollte ich anderen gerne geben. Da ich selbst keine Kinder habe, suchte ich nach einer sinnhaften Tätigkeit und absolvierte die Ausbildung zur Sterbebegleiterin bei VISITE. In der Folge übernahm ich gerne die Begleitung von Demenzkranken in einem Pflegeheim.
Wie hat Deine ehrenamtliche Tätigkeit bei VISITE Dein eigenes Leben beeinflusst oder verändert?
Dank meines Engagements bei VISITE erfahre ich die Endlichkeit des Lebens und den Umgang damit aus ganz neuen Perspektiven. Die Vielfalt an interessanten Lebensgeschichten, der Umgang mit unterschiedlichen Krankheiten und dem nahenden Tod stellen für mich eine kontinuierliche Lernkurve dar.
Besonders viel bedeutet mir die Unterstützung einsamer Menschen und die Entlastung ihrer Angehörigen, damit diese auch einmal Zeit für sich selbst finden können. Oft spüren die Menschen erst nach einer Weile, wie wichtig und sinnvoll eine Begleitung sein kann.
Jedes Kennenlernen ist einzigartig, und es ist jedes Mal eine neue Herausforderung, den passenden Zugang zu finden. Dabei ist es beeindruckend, den Prozess zu erleben, wenn aus anfänglicher Ablehnung Zuneigung wird.
Welche Botschaft oder welchen Rat möchtest Du anderen Menschen mitgeben, die darüber nachdenken, sich ehrenamtlich in einem Hospizdienst zu engagieren?
Die eigene seelische Grundgesundheit ist wichtig, um nicht an den Begleitungen zu zerbrechen. Dennoch sollte man sich ruhig trauen, wenn man sich für diese Aufgabe interessiert. Sich um Menschen zu kümmern, die oft niemanden mehr haben, ist sehr bereichernd. Zur Selbstfürsorge und um sich immer weiterzuentwickeln, sollte man unbedingt die Supervision nutzen.
Liebe Claudia, herzlichen Dank für das Gespräch und Dein Engagement bei VISITE!
Das Interview führte Ingrid Englert, die Leitung von VISITE.
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