In diesem Jahr fällt der § 219a StGB und damit das Verbot der
"Werbung" für Schwangerschaftsabbrüche. Ärzt*innen dürfen dann endlich
als Fachexpert*innen über alle wichtigen Aspekte wie Methoden, Vorgehen
und Kosten von Schwangerschaftsabbrücheninformieren und gewinnen
Rechtssicherheit gegenüber Gegner*innen der reproduktiven Rechte, die
diesen absurden Paragrafen zur Kriminalisierung von Ärzt*innen nutzten. Der
Druck aus der Bewegung der sexuellen Selbstbestimmung war entscheidend
für diese längst überfällige Streichung. Und dennoch: Dies ist kein
Grund zum Feiern! Denn solange es den § 218 StGB gibt, gilt der
Schwangerschaftsabbruch in Deutschland als Straftat. Wir fordern die
Bundesregierung auf zu handeln und die sexuellen und reproduktiven
Rechte umzusetzen: Denn diese sind Menschenrechte!
Wir fordern:
1. Ersatzlose Streichung von §218 StGB aus dem Strafgesetzbuch
2. Uneingeschränkten flächendeckenden barrierefreien Zugang zu legalen wohnortnahen
Schwangerschaftsabbrüchen
3. Menschenrechtsbasierte Neuregelung des Schwangerschaftsabbruches auf Grundlage der
sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte
4. Streichung der Beratungspflicht und der "Wartezeit" (§218a)
5. Das Recht auf qualifizierte und ergebnisoffene Beratung als verpflichtende Aufgabe des
Bundes/der Länder
6. Übernahme aller Kosten seitens der Krankenkassen und Behandlung des
Schwangerschaftsabbruches als Teil der regulären Gesundheitsversorgung und des
Gesundheitsschutzes
7. Ausbildung in den Methoden des Schwangerschaftsabbruchs als verpflichtender Teil der
Ausbildung von Fachärzt*innen und bzw. Studiengänge für Medizin
8. Umfassende Informationen über und den kostenfreien Zugang zu allen Verhütungsmitteln
für alle sowie kostenfreie Vergabe der "Pille danach" als Notfallverhütung.
9. Enttabuisierung des Schwangerschaftsabbruchs und Berücksichtigung des Themas in der
sexuellen Bildung
10. Soziale und ökonomische Unterstützung seitens des Staates und die Gewährleistung der
notwendigen Infrastruktur für alle, die sich für ein Kind entscheiden, damit sie ihre eigene
Lebensplanung aufrechterhalten können
Auch 2022 werden sexuelle und reproduktive Rechte in vielen Ländern
der Welt nicht umgesetzt. Im Gegenteil: Sie werden mehr denn je
angegriffen. In den USA ist das Recht auf Schwangerschaftsabbruch
aktuell akut gefährdet. Im europäischen Nachbarland Polen ist
Schwangerschaftsabbruch de facto verboten. In der Folge dieser
restriktiven Regelungen sind bereits Schwangere gestorben, da Ärzt*innen
aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen lebensnotwendige
Schwangerschaftsabbrüche verwehrten. Auch vor dem Ukraine-Krieg
geflüchtete Menschen in Polen haben (auch nach Vergewaltigung) keinen
Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Weltweit erleben wir
Ungleichbehandlung und Unterdrückung durch die Angriffe auf sexuelle und
reproduktive Gesundheit und Rechte. Wir solidarisieren uns mit allen,
die für reproduktive Gerechtigkeit kämpfen und fordern uneingeschränkte
körperliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung für alle,
insbesondere Frauen, nicht-binäre und trans* Personen sowie
Menschen mit Behinderung – in Deutschland und weltweit!
Macht beim bundesweiten Aktionstag am 28. September mit! Organisiert eine Veranstaltung
oder eine Aktion in eurer Stadt. Meldet eure Aktion gerne an uns, damit wir
sie in die bundesweite Pressemitteilung aufnehmen können und gemeinsam
viel Gehör finden.
Um uns Bescheid zu sagen oder wenn ihr Fragen habt, schreibt einfach eine E-Mail an
safeabortionday@sexuelle-selbstbestimmung.de!
Weitere Infos und eine Sammlung der Aktionen findet ihr unter https://safeabortionday.noblogs.org/
#SafeAbortionDay #wegmit218 #28Sept
Facebookveranstaltung
Aufruf SafeAbortionDay PDF Wir haben außerdem eine Übersetzung auf Polnisch und Ukrainisch. Englisch und Spanisch folgen bald!
Aktionsmaterial (Plakate, SharePics) findet ihr im GoogleDrive Ordner oder auf https://safeabortionday.noblogs.org/
Quelle: (Safe Abortion Day 28.09.2022 - Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung)