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Ein Licht für jedes Leben.

Gedenklichter am Arnswalder Platz
Christian Lisker Gedenklichter am Arnswalder Platz

Das Sterben bleibt unsichtbar, die Toten seltsam anonym. Eine Beobachtung, die wahr ist und traurig zugleich in diesen Tagen des Ausharrens, nachzulesen war das auf Seite 1 der ZEIT vom 17.12.2020. Über 50.000 Corona-Opfer sind es hierzulande mittlerweile, Stichtag 27.01.2021. Als ob das allein nicht schon schlimm genug wäre: der notwendige Infektionsschutz macht ein würdevolles Abschiednehmen kaum möglich. Die Rituale, die die Lebenden mit dem Tod versöhnen sollen, werden durch die Seuche entstellt, so beschreibt es die ZEIT. Es gilt Maskenpflicht in den Trauerhallen, Abstand am Grab – Trost durch Umarmungen und menschliche Nähe: unmöglich. Es fällt schwer, es auszuhalten: der Tod hat Hochkonjunktur dieser Tage. Und damit drängt sich die Frage auf, wie wir damit human umgehen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Würde jedes einzelnen gelebten Lebens, das es nicht geschafft hat in die Zeit nach Corona.

Umso wichtiger erscheint es, den Aufstand gegen den Tod nicht nur per Impfstoff, sondern daneben zugleich auch als Kampf gegen die Unsichtbarkeit des Todes und die Anonymität der Toten zu führen. Die Würde jedes Lebens sichtbar machen. Darum geht es. Mithin müssen wir eine Form der öffentlichen Trauer für die Covid-Toten finden, wie die ZEIT forderte und wie es inzwischen auch der Bundespräsident mit seiner "Aktion #lichtfenster" und der Ankündigung einer zentralen staatlichen Gedenkfeier für die Corona-Toten im Frühjahr in die Wege geleitet hat.

Wie wir als Anwält_innen der Menschenwürde noch vorgehen können, zeigt eine Initiative vom Arnswalder Platz in Prenzlauer Berg: hier besteht die Möglichkeit, am dortigen Stierbrunnen mit Blumen und Lichtern der Toten zu gedenken. Katholische Grablichter werden überkonfessionell gebraucht als Symbole für die Würde des Menschseins angesichts des Todes. Zugleich ein schönes Beispiel dafür, welche humane und lebensbejahende Kraft Ritualen in Krisenzeiten innewohnen kann. Der Tod wird sichtbar, an einem öffentlichen Ort, mitten im Alltag. Aber mit ihm auch die mutige Behauptung der Menschenwürde – und damit das Leben.

Es bleibt zu wünschen, dass noch mehr Initiativen dieser Art entstehen. Eine Möglichkeit der Würdigung ist der Totensonntag 2021, den wir als humanistischer Verband Berlin-Brandenburg am 21. November als öffentliche Feier im Gedenken der weltweiten Opfer der Pandemie begehen werden.

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Christian Lisker
Referent für praktischen Humanismus
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