"Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, einen Standort gefunden zu haben, an dem wir nach jahrelanger Suche in ganz Berlin endlich den ersten humanistischen Bildungscampus in Berlin einrichten können, der Kindertagesstätte und Grundschule zusammenführt. Unsere Absicht ist es, an diesem Ort das offene, jahrgangsübergreifende Konzept unserer Kindertagesstätten bis in die Grundschule zu überführen", freut sich Vorstandsvorsitzende Katrin Raczynski über den Kauf der Immobilie im Herzen Pankows.
Die Entwicklung auf dem Berliner Immobilienmarkt macht es auch für freie und gemeinnützige Träger wie den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR nahezu unmöglich, geeignete und vor allem finanzierbare Immobilien für seine gemeinwohltätige Arbeit zu finden. Immer öfter sind die Einrichtungen und Projekte des Verbandes mit beträchtlichen Mieterhöhungen oder Kündigungen konfrontiert. Entsprechend wird der Humanistische Verband die Räume in der Grabbeallee 34-40 zunächst nutzen.
Katrin Raczynski: "Bis die konkrete Planung abgeschlossen und der Bauantrag für die notwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen bewilligt ist, werden wir die Räume unseren Projekten zur Verfügung stellen. Wir haben in vielen Bereichen akuten Raummangel, in der Grabbeallee können wir zumindest vorübergehend Abhilfe schaffen."
Die ehemalige australische Botschaft im Pankower Diplomatenviertel hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Ein Investor wollte sie 2015 schon abreißen, kurzfristig konnte das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden. Denn die Fassade des Gebäudes ist mit Keramikwänden aus der Werkstatt von Hedwig Bollhagen geschmückt. Entworfen wurde sie von Horst Bauer, der u.a. auch das Café Moskau an der Karl-Marx-Allee als Architekt verantwortete. 2016 übernahm die Prexxot GmbH die Immobilie und plante, die Botschaft umzubauen und Eigentumswohnungen zu bilden. Um die Zeit bis zum Baustart zu überbrücken, schloss der Eigentümer Zwischennutzungsverträge mit Künstlern. Diese gründeten eine Initiative, um das Gebäude langfristig kulturell zu nutzen und den Bau von Eigentumswohnungen zu verhindern. Am 30. Juni endeten die Zwischennutzungsverträge der Künstler, am 1. September übergab die Prexxot die geräumte Immobilie an den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg.
"Es tut mir leid, dass wir den Künstler_innen keine Perspektive bieten können, aber wir leiden selbst unter den Entwicklungen auf dem Berliner Mietmarkt. Vielleicht ist es für sie tröstlich, dass sie zumindest den Bau von Eigentumswohnungen verhindert haben. Davon gibt es in Pankow wahrlich genug", kommentiert Raczynski.
"Mit dem humanistischen Bildungscampus wird die Botschaft einem gemeinnützigen Zweck zugeführt, von dem ganz Pankow profitieren kann", führt Marie Wätke, Projektentwicklerin des Bildungscampus im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg aus. "So leisten wir einen Beitrag gegen den Mangel an Kita- und Grundschulplätzen im Bezirk. Wir schließen hier auch an unsere erfolgreiche Arbeit an, in der nahe gelegenen Friedrich-Engels-Straße ist Humanistische Kita Wirbelwind, die der Verband vor über zwanzig Jahren von der Stadt übernahm, und im nahe gelegenen Stadtteilzentrum sind mehrere unserer Projekte untergebracht", erklärt Wätke.