"Wir müssen aufpassen, dass wir die Errungenschaften der Menschenrechte, des Grundgesetzes und der Demokratie nicht aufs Spiel setzen", sagte die Journalistin, Moderatorin und Autorin Dunja Hayali am Montagabend anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Flechtheimpreis für Demokratie und Menschenrechte 2018. Es seien in den vergangenen Jahren Dinge sagbar geworden, von denen man dachte, dass diese nicht mehr sagbar sein könnten, erklärte die 44-jährige Journalistin.
Hayali, die gerade ihr Buch "Haymatland" veröffentlicht hat, ist bekannt dafür, dass sie stets das Gespräch mit den Menschen sucht, um die Position ihres Gegenübers zu verstehen. Die Flechtheimpreis-Jury begründete ihre Entscheidung für Hayali damit, dass die Journalistin "immer die Objektivität des Blickwinkels bewahrt, auf die menschlichen Aspekte in den gesellschaftlichen Diskussionen hinweist und sich zugleich aktiv für mehr Menschlichkeit und Respekt einsetzt". Hayali sagte bei der Preisverleihung, es sei verrückt, "für etwas ausgezeichnet zu werden, was für mich total normal ist. Ich kenne das gar nicht anders. Ich engagiere mich nicht erst seit drei Jahren, sondern seit Jahrzehnten."
Hayali spendet die 10.000 Euro Preisgeld dem Verein #ichbinhier, der gegen Hasskommentare und Hetze im Internet vorgeht. Ziel der Gruppe ist es, das Diskussionsklima auf Facebook zu verbessern. Die Journalistin ist vor allem online immer wieder mit verbalen Angriffen, Hasskommentaren und Drohgebärden konfrontiert. "#ichbinhier macht klar, dass Hass keine Meinung ist", begründet Hayali ihre Entscheidung für den Verein, dessen Mitglieder und Unterstützer_innen ehrenamtlich aktiv sind.
Mit Blick auf ihre journalistische Haltung sagte Hayali: "Das wichtige an uns Journalisten ist, dass wir unparteiisch sind. Objektiv ist keiner, wir bringen alle unsere Haltungen mit. Und wenn ich mich aufgrund meiner Haltung für Humanität, für Menschenrechte und Solidarität, für Respekt und Anstand einsetze, dann ist das so. Um es mit Hans Leyendecker zu sagen: Haltung sitzt tiefer und die legt man nicht einfach ab!"
Tagesthemen-Sprecher Ingo Zamperoni lobte seine Kollegin in seiner Laudatio als "eine der stärksten Stimmen in der Debatte darüber, welche Gesellschaft wir sein wollen".
"Dunja Hayali geht auch dorthin, wo es weh tut. Sie macht es sich nicht bequem, geht nicht nur den einfachen Weg", würdigte er Hayalis journalistisches Wirken, das geprägt sei von einem "sehr klaren Kompass, der unerschütterlich ausgerichtet ist an der Unantastbarkeit der Menschenwürde und der Menschenrechte, die heute vor 70 Jahren verabschiedet worden sind."
Zamperoni stellte auch einige Parallelen im privaten und beruflichen Werdegang mit seiner Kollegin heraus. So wie Hayali sei auch ihm die "schräge Erfahrung" bekannt, "sein Deutsch-Sein infrage gestellt zu bekommen, obwohl man keine andere Heimat kennt". Hayali und Zamperoni sind beide in Deutschland geboren, ihre Eltern sind nach Deutschland eingewandert.
Der Vorsitzende der Humanismus Stiftung Berlin, Manfred Isemeyer, sagte: "Dunja Hayali moderiert und schreibt gegen Gedankenlosigkeit und Verdrängung, für ein Zurückblättern, ein über sich Nachdenken und plädiert für ein offenes, tolerantes und liebevolles Miteinander." Die Verleihung des Flechtheimpreises für Demokratie und Menschenrechte an Dunja Hayali sei auch ein Zeichen der Anerkennung eines verantwortlichen Journalismus, "der das ist, was Journalismus im besten Sinne des Wortes sein sollte: Berichterstattung über den Tag hinaus, aufklärend, gemeinwohlorientiert und ermutigend für eine zukünftige bessere Gesellschaft."
Der mit 10.000 Euro dotierte Demokratie- und Menschenrechtspreis wird vom Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Humanismus Stiftung Berlin vergeben. Er erinnert an das Wirken des Politologen und Zukunftsforschers Ossip K. Flechtheim für einen modernen Humanismus und dient der Förderung des Engagements für Aufklärung, Toleranz und Selbstbestimmung, Menschenrechte und Demokratie.