Humanismus-Kolloquium – die Verbindung von Theorie und Praxis im modernen Humanismus
An jedem zweiten Dienstag im Monat treffen Forscher_innen und Praktiker_innen aufeinander: Diskutiert und verknüpft werden ausgewählte Probleme der Humanismus-Forschung, Herausforderungen eines zeitgenössischen humanistischen Selbstverständnisses und Fragen aus humanistischen Praxisfeldern.
Am 8. Februar sind Tobias Heinze, Martin Mettin, Konstantin Bethschneider und Christine Zunke zu Gast, Autor_innen und Herausgeber_innen des kürzlich erschienenen Sammelbandes "Denn das Wahre ist das Ganze nicht... – Beiträge zur Negativen Anthropologie Ulrich Sonnemanns", das sie im Kolloquium vorstellen.
"Inmitten der studentischen Unruhen erschien 1969 Ulrich Sonnemanns Negative Anthropologie. Mit ihr legte der Philosoph und politische Schriftsteller einen zeitkritischen Kommentar und zugleich eine negativ-dialektische Durchdringung des Freudomarxismus der Studierenden vor. Das Werk bestätigte seine notorische Bekanntheit als eingriffsfreudiger kritischer Humanist und bewies seine Nähe zur Kritischen Theorie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.
Sonnemanns Sozialphilosophie problematisiert die Annahme einer vermeintlichen Naturhaftigkeit in den Selbstbildern des Menschen, wie sie Anthropologie, Marxismus und Psychoanalyse seiner Zeit entwerfen. Im Modus der bestimmten Negation erforscht Sonnemann die Widersprüche anthropologischer Theorien, deren Verstrickungen in gesellschaftliche Praxis er unnachgiebig ins Bewusstsein ruft. Damit ist negative Anthropologie Einmischung in ihren Gegenstand: Sie will die menschliche Welt verstehen, um das Verstandene zu verändern – indem sie daran erinnert, dass es menschliche Aufgabe bleibt, eine dem Gattungswesen gerechte Welt herzustellen.
Angesichts eines wiedererwachten Interesses an der Negativen Anthropologie befragt der Band Sonnemanns Denken auf seine Aktualität. Anhand akuter Gegenstände und Fragen demonstrieren die Beiträge die Möglichkeiten kritischer Eingriffe im Modus negativer Anthropologie. Ideengeschichtliche und systematische Argumentationen werden zusammengeführt und die Denkfigur einer negativen Anthropologie auf diese Weise als immer noch dringlicher Ansatz der Kritischen Theorie erhellt. Entstanden sind dabei sowohl geschichtskritische als auch ästhetische, religionsphilosophische und sprachkritische Anknüpfungen an Sonnemanns Werk. Die Negative Anthropologie erscheint dabei nicht als inventarisierbares Dokument einer abgeschlossenen Zeitgeschichte, sondern als ein Verfahren, in aufmerksamer Tuchfühlung mit dem Tagesgeschehen zu bleiben." (Verlagstext)
Pandemiebedingt findet das Kolloquium bis einschließlich April digital statt.
Anmeldung unter info@humanistische-akademie-bb.de
Weitere Termine:
09. März: Humanismus in der wirtschaftlichen Bildung – Zugänge einer reflexiven Wirtschaftspädagogik
Mit: GEORG TAFNER, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Erziehungswissenschaften, Arbeitsbereich Wirtschaftspädagogik
In Planung:
— Humanismus und Soziale Arbeit
— Erfahrungen von Sinn- und Unsinn bei Nichtreligiösen/Humanist_innen
— Neue Kandidat_innen für die Reihe Humanistische Porträts
Moderation: PROF. DR. HUBERT CANCIK, DR. RALF SCHÖPPNER und PROF. DR. FRIEDER O. WOLF
WEITERE TERMINE:
12. April
10. Mai
14. Juni
13. September
11. Oktober
08. November
13. Dezember 2022