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Politisches Handeln braucht Mut und Selbstbewusstsein

„Kommt, wir gründen eine Gang!“, so der Spirit unseres Workshops „Macht kommt von Machen!“ mit Cesy Leonard, Josephin Haardt und Georgette-Andrée Ziegler vom Verein Radikale Töchter, der am 23. Mai 2024 im Haus des Humanismus in Berlin-Schöneberg stattfand. Das Kollektiv vermittelt aktionskünstlerische Formen politischer Teilhabe und arbeitet in dieser Mission seit 2019 u.a. mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Berufsschulen, politischen Initiativen und Kultureinrichtungen zusammen. Ziel des Workshops war es, gemeinsam ins Handeln zu kommen und aktionshemmende Gefühle wie Wut oder Ohnmacht in kreative Handlungsenergie umzuwandeln.

25 Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen – darunter Studierende, Lehrer*innen und Multiplikator*innen aus der politischen und der Erwachsenenbildung, Softwareentwickler*innen und Menschen aus Kunst, Kultur und Landwirtschaft – nahmen am Workshop teil. Ein politisches Speeddating zu Fragen wie „Wie sieht dein idealer Sonntagmorgen aus?“, „Hast du deinen Vater schon einmal weinen sehen?“, „Was ist Haltung für dich?“ und „Was hält dich davon ab, politischer zu sein?“ brachte Bewegung in die Gruppe und weckte Neugier und Interesse. Auf anschauliche Weise führten die drei Dozent*innen anschließend in die Grundlagen der Aktionskunst ein und stellten mithilfe vielfältiger Beispiele Bezüge zu gesellschaftspolitischen Herausforderungen wie Klimakrise, Rechtsextremismus und Sicherung von Menschenrechten her. Auf überzeugende Weise verknüpften sie dabei unterschiedliche Methoden und Effekte aktionskünstlerischer Maßnahmen mit konkreten Beispielen wie Christoph Schlingensiefs legendärer Einladung an alle sechs Millionen deutschen Arbeitslosen zum „Baden im Wolfgangsee“ (1998) oder die Errichtung des Holocaust-Mahnmals vor Björn Höckes Haus vom Zentrum für politische Schönheit (2017). Nach einem praktischen Exkurs zur Umwandlung von Wut in Mut wurden die Teilnehmer*innen in kleinen Gruppen raus auf die Straße geschickt, um passende Orte für aktionskünstlerische Maßnahmen zu identifizieren und erste Ideen für konkrete Interventionen in den öffentlichen Raum zu entwickeln. Dabei ging es um Forderungen wie einen divers zusammengesetzten neuen Ethikrat, Essen aus biologischem und regionalem Anbau verpflichtend für alle öffentlichen Berliner Institutionen oder den Ausbau von Kitaplätzen und Personal in Berliner Kitas.  

 

Erstaunlich war, wie vielfältig, humorvoll und überzeugend die in kürzester Zeit entwickelten Konzepte waren. Ein Grund dafür dürfte die Kommunikationskultur gewesen sein, auf die die Radikalen Töchter von Anfang an Wert gelegt hatten. Dazu zählte unter anderem, dass jeder Vorschlag gehört und nach der Devise „Ja, und…!“ verstärkt statt im Sinne eines „Ja, aber…“ zerredet werden sollte. Besonders in der Anfangsphase sei es wichtig, groß zu denken („Think Big!“) und auf „Masse statt Klasse“ zu setzen. Diese sympathischen, im Alltag jedoch nicht so verbreiteten Ansätze erwiesen sich im praktischen Teil des Workshops als äußerst kommunikations- und kreativitätsfördernd und sorgten für eine positive, wertschätzende und befreite Atmosphäre. So wurde unmittelbar erfahrbar, wie sich negative Gefühle wie Wut und Ohnmacht über soziale Missstände (z.B. fehlende Kitaplätze) in Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und Handlungsmacht umwandeln ließen. Bleibt zu hoffen, dass die Teilnehmer*innen etwas von diesem Enthusiasmus in ihre verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereiche mitnehmen und dort weiterwirken lassen können!

Astrid Hackel

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Dialogs der Weltanschauungen 2024 statt, in Kooperation mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg, den Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburg, dem Säkularen Humanismus an Berliner Hochschulen, dem Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten und der Säkularen Flüchtlingshilfe Berlin. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Humanistische Akademie Berlin-Brandenburg ist Unterträger der Humanistischen Akademie Deutschland, die ein anerkannter Träger der Bundeszentrale für politische Bildung ist.

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Dr. Astrid Hackel
Referentin Bildung und Forschung