Intensive Tage beim ersten bundesweiten Präsenztreffen des Bertha von Suttner-Studienwerks: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten des Humanistischen Begabtenförderwerks sprachen über die Themen, die sie am meisten bewegen. Das Treffen fand oberhalb des Rheins im "Haus Weitblick" statt, dem Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), einem der vier Gründungsmitglieder des Studienwerks. Im November werden die Suttner-Stipendiat*innen abermals zusammenkommen, dann allerdings im "Haus des Humanismus", das der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) – ein weiteres Gründungsmitglied – in wenigen Tagen in Berlin eröffnet.
Wer in der vergangenen Woche die Vorträge der Stipendiatinnen und Stipendiaten des Bertha von Suttner-Studienwerks (BvS) verfolgt hat, der dürfte sich weniger Sorgen machen um die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Deutschland: Die thematisch und disziplinär vielfältigen Beiträge kennzeichneten sich sowohl durch intellektuelle Tiefe als auch durch unterhaltsame Vermittlung aus.
Gibt es ein richtiges Leben im falschen?
Nachdem Anja Krüger-Chan (Humanistischer Verband Deutschlands), Michael Schmidt-Salomon (Giordano-Bruno-Stiftung), Ralf Schöppner (Humanistische Akademie Deutschland) und Tobias Wolfram (Bundesarbeitsgemeinschaft humanistischer Studierender) das Konzept des Bertha von Suttner-Studienwerks vorgestellt hatten, sprachen die Suttner-Stipendiat*innen über die Themen, die sie aktuell am meisten bewegen. Dabei ging es am vergangenen Donnerstag und Freitag u.a. um den Prozess der europäischen Integration, um smarte Ausbeutungsformen in modernen Unternehmen ("Life at Google"), den quantitativen Veröffentlichungsdruck in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die politischen Folgen des (ungleich verteilten) Bevölkerungswachstums, die Prinzipien des Effektiven Altruismus (EA), um Integrität und Konsequenz ("Gibt es ein richtiges Leben im falschen?"), um mathematische Knoten ("Wo landet man, wenn man Portale in fremde Welten übereinanderlegt?") sowie um die (angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine) heiß diskutierte Frage, welche Formen von Pazifismus einen Verrat am Humanismus darstellen.
Am Donnerstagabend referierte die Psychologin und Begabungsforscherin Tanja Gabriele Baudson (u.a. Mitglied des wissenschaftlichen Direktoriums des Suttner-Studienwerks, Initiatorin des "March4Science Deutschland" und Vorsitzende von MENSA Deutschland) über "Begabung und Verantwortung". Sie plädierte für einen weiten Begabungsbegriff, der neben kognitiven auch soziale und kreative Kompetenzen umfasst. Deutlich wurde auch, dass es bei der schulischen Begabtenförderung in Deutschland noch reichlich Spielraum nach oben gibt.
"Die Atmosphäre war fantastisch"
Nicht nur ihr Vortrag, sondern auch die Vorträge der Stipendiat*innen lösten lebhafte Diskussionen aus. Dabei trafen mitunter kontroverse Standpunkte aufeinander, doch die Debatten waren stets von gegenseitigem Respekt, ja: von Freundschaft geprägt. Bei gutem Essen und gutem Wein gingen die Gespräche bis tief in die Nacht. "Ich habe noch nie so viele interessante und nette Menschen auf einen Schlag getroffen", sagte einer der Suttner-Stipendiaten bei der Abschlussrunde. "Die Atmosphäre hier war einfach fantastisch. Das hat meine Erwartungen weit übertroffen!"
Ein Teil der Stipendiatinnen und Stipendiaten besuchte zusätzlich im Rahmen der breit aufgestellten ideellen Förderung des Studienwerks das sich anschließende "gbs-Sommerforum" und machte sich Gedanken über die "Zukunft des Humanismus".
Vom 11.-13. November lädt das Berta von Suttner-Studienwerk seine Stipendiat*innen zum nächsten gemeinsamen Treffen ins "Haus des Humanismus" ein, das der Humanistische Verband Deutschlands am 21. Juni in Berlin eröffnet. Bis zum Herbst sind zu den bisherigen zehn BvS-Stipendiat*innen zehn weitere hinzugekommen. Aktuell läuft nämlich die zweite Ausschreibungsrunde des Bertha von Suttner-Studienwerks. Wer sich für das "Suttner-Stipendium 2022" bewerben möchte, findet auf der BvS-Website alle relevanten Informationen.