Am 21. März 2021 ist der Internationale Tag gegen Rassismus. Dazu die Vizepräsidentin des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg KdöR, Daniela Trochowski, und Katja Labidi, Bundesbeauftragte für Geflüchtete, Migration und europäische Fragen beim HVD sowie Mitglied im Vorstand der Europäischen Humanistischen Föderation (EHF):
Katja Labidi: "Rassismus hat viele Facetten. Mikro-Aggressionen gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Äußeren oder ihrer Sprache finden alltäglich statt. Menschen mit einem nicht Deutsch klingenden Familiennamen haben größere Schwierigkeiten bei der Wohnungs- oder Arbeitsplatzsuche. Beim Humanistischen Verband erleben wir in unserer Arbeit mit Geflüchteten häufig auch strukturell rassistische Muster seitens der Behörden. Wer einen ausländischen Namen hat, dem werden bei Fortbildungsangeboten häufig sofort intellektuelle Fähigkeiten abgesprochen.
Progressive Sozialpolitik dient als Prävention gegen Rechtsextremismus, denn Rivalität um knappe Ressourcen dient als Haupttriebkraft einer zerklüfteten, zunehmend in Arm und Reich gespaltenen Gesellschaft. Rassismus ist ein Ausschlussmechanismus. Vordergründig geht es hierbei um die "kulturelle Identität"; dahinter stehen aber meist handfeste Interessenkonflikte um Sozialleistungen, Wohnraum oder Arbeits- und Ausbildungsplätze."
Daniela Trochowski: "Rassismus beginnt dort, wo äußere Merkmale oder kulturelle Eigenschaften einer bestimmten Gruppe so mit "inneren Werten" in Verbindung gebracht werden, dass man den Gruppenmitgliedern die Möglichkeit zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit abspricht. Verletzt wird dadurch das Grundprinzip der Verfassung "Die Würde des Menschen ist unantastbar" (Art. 1 Abs. 1 Satz 1 GG). Die Abwertung bestimmter Gruppen wird von rechten Parteien systematisch betrieben. Rechtsextreme Parteien wie die AfD machen keine Politik für sozial benachteiligte Deutsche. Vielmehr grenzen sie Menschen mit Behinderungen, Obdachlose, Homosexuelle und andere "Randgruppen" genauso aus wie Asylbewerber_innen, wollen ihnen staatliche Leistungen vorenthalten und/oder sie durch Zwangsmaßnahmen disziplinieren.
Humanismus ist unvereinbar mit nationalistischen, rassistischen oder anderen totalitären Ideologien, in denen individuelle Freiheitsrechte oder soziale Rechte missachtet werden. Das Leben auf der Erde ist veränderbar und gestaltbar: Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg setzt sich für eine Humanisierung menschlicher Lebensbedingungen – Arbeit, Medizin, Recht, Politik, Technik, Wirtschaft – ein und engagiert sich zugleich praktisch für individuelles, gerechteres Handeln."
Über den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg
Als Weltanschauungsgemeinschaft vertritt der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg KdöR die Interessen religionsfreier Menschen und setzt sich für eine menschlichere Gesellschaft ein. Er unterstützt den Staat bei der Bildung und Erhaltung eines Wertekanons, indem wir friedens-, rechts- und wertefördernd auftreten. In seinen Einrichtungen und Projekten bietet der Verband Unterstützung unabhängig von Nationalität, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Weltanschauung. www.hvd-bb.de