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Wir machen uns weiter stark für sexuelle Selbstbestimmung!

Liebe Versammelte und Liebe Verbündete, man will es sich kaum vorstellen, aber es ist keine 30 Jahre her, da wurde eine Lebenseinstellung und Identität, die wir hier alle als vollkommen normal betrachten, als Krankheit diagnostiziert. Erst am 17. Mai 1990 wurde die Diagnose "Homosexualität" aus dem Krankheitenkatalog der WHO gestrichen. Und erst 1992 stellten die "American Psychological Association" und die WHO fest:

"Gleichgeschlechtliche Sexualität ist weder eine Geisteskrankheit noch moralisch verwerflich."

So positiv und so affirmativ dieser Satz vordergründig klingt, so sehr macht er deutlich, welche Rolle Psychologie, Psychoanalyse und Psychiatrie im letzten Jahrhundert dabei gespielt haben, nicht-heterosexuelle Menschen zu stigmatisieren und zu pathologisieren. Wir können nur erahnen, wie viele Menschen das in die Verzweiflung und in absurde Therapien hingetrieben hat.

Wie sieht es heute aus? Die Pathologisierung von Homosexualität erfährt eine Renaissance. Sowohl unter Therapeut_innen, vor allem unter Protagonist_innen der christlichen Rechten existieren bis heute Auffassungen, dass Homo- und Transsexualität psychische Krankheiten seien. Bis heute gibt es in Deutschland, sowohl in bestimmten psychiatrischen als auch in fundamentalistischen religiösen Milieus, die Auffassung, dass man Menschen vorschreiben kann, wie sie leben und lieben sollen, wie sie zu fühlen und zu denken haben.

Liebe Leute hier, ich möchte nicht schwarzzeichnen. Viele Erfolge konnten bis heute errungen werden. Wir haben guten Grund, diese Errungenschaften zu feiern. Aber all diese Fortschritte wurden hart erkämpft und müssen immer noch und immer wieder verteidigt werden. Damit dies gelingen kann, braucht es breiter gesellschaftlicher und politischer Bündnisse. Es bedarf der Solidarität mit denen, die aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung Gewalt erfahren oder sich bedroht und ausgeschlossen fühlen.

Der Humanistische Verband Berlin Brandenburg wird sich – an der Seite des LSVD und im Bündnis gegen Homophobie sowie an vielen anderen Orten in Berlin und Brandenburg – weiterhin stark machen für sexuelle Selbstbestimmung und, gemeinsam mit anderen, seine Stimme erheben, wenn dieses Grund- und Menschenrecht verletzt wird.

Artikel 1 des Grundgesetzes bringt diese Forderung auf den Punkt: die Würde des Menschen ist unantastbar. Lasst uns weiterhin gemeinsam alles dafür tun, dass wir diesem Ziel jeden Tag ein Stück näherkommen.

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