Regelmäßig wird anlässlich von Feiertagen in Deutschland über deren Sinn, Gehalt und Repräsentativität diskutiert. Dieses Jahr Pfingsten bezog man sich dabei auf eine Äußerung der Synoden-Präses der Evangelischen Kirche, Irmgard Schwaetzer. Diese hatte schon im Mai den Vorschlag gemacht, über die Einführung von muslimischen Feiertagen nachzudenken.
Humanistinnen und Humanisten sind keine Partybremsen. Wir feiern gerne. Dazu gehört: Das menschliche Leben feiern. Dazu gehört: Sich individuell und politisch dafür einsetzen, dass möglichst alle Menschen überall auch wirklich was zu feiern haben.
Wer aber feiert heute in Deutschland noch die religiösen Feiertage religiös? Da erscheint es fragwürdig, noch weitere religiöse Feiertage – egal welcher Couleur – einzuführen oder sie innerreligiös umzuwidmen. Stattdessen sollte man überlegen, was wirklich alle gemeinsam feiern können. Man könnte bestehenden Feiertagen auch offiziell einen allgemeineren Sinn geben. Viele machen das in ihrer Praxis sowieso schon lange. Sie feiern Weihnachten als Einkehr von Ruhe und genussvolle Zusammenkunft; oder – wer es ethischer möchte: als Erinnerung daran, dass Menschen sich einander Gutes tun können. Und auch Pfingsten ließe sich als gemeinsame Wertschätzung der geistig-leiblichen Fähigkeit des Menschen feiern, mit vielen Verschiedenen leidenschaftlich politische Herausforderungen zu diskutieren und realistische Visionen zu entwickeln. Gemeinsame Feiergründe gibt es eigentlich genug: Humanität, Pluralismus, Ende des Faschismus, u.a.m.
Politisch realistisch sind offizielle universalistische Umdeutungen religiöser Feiertage aber anscheinend nicht, was auch die Idee einer bloß innerreligiösen Umwidmung erneut bezeugt. Daher gibt es schon länger auch die Diskussionen um die Einrichtung neuer zusätzlicher Feiertage. In Berlin gibt es z.B. seit 2015 den Welthumanistentag für humanistische Schülerinnen und Schülern und seit diesem Jahr den Frauentag als Feiertag für alle. Den einen oder anderen zusätzlichen gemeinsamen Feiertag für alle zu finden, scheint dann insgesamt doch die bessere Lösung zu sein. Feiertage sollten zusammenführen und nicht spalten.
Ralf Schöppner
Geschäftsführender Direktor
Humanistische Akademie Deutschland