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Aufruf zum Protest gegen Neonaziaufmarsch in Berlin-Spandau

Am Samstag, 19. August 2017, findet in Berlin-Spandau eine neonazistische Demonstration anlässlich des 30. Todestages von Rudolf Heß statt. Es wird mit einer großen Mobilisierung im rechtsextremen Spektrum gerechnet.

Rudolf Heß war bis 1941 Stellvertreter Adolf Hitlers. Als überzeugter Nationalsozialist wurde er 1946 in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zu lebenslanger Haft verurteilt und ins Spandauer Kriegsverbrechergefängnis in der Wilhelmstraße gebracht. Mit 93 Jahren beging er Suizid und wurde in Wunsiedel beigesetzt. An seinem Todestag verbreiten Neonazis seitdem die verschwörungsideologische Behauptung, Heß sei durch die Alliierten ermordet worden, und nutzen den Anlass zur Glorifizierung des Nationalsozialismus über einen ihrer prominentesten Vertreter.

Das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin, in dem der HVD Berlin-Brandenburg seit Juli Mitglied ist, wird ein neonazistisches Heldengedenken an Rudolf Heß nicht hinnehmen. Uns verbindet ein klares Bekenntnis gegen fremdenfeindliche, rassistische, antisemitische, nationalistische und menschenverachtende Ansichten in unserer Stadt. Wir unterstützen aktiv die Gegenproteste vom "Spandauer Bündnis gegen Rechts". Dessen Anlaufpunkte sind:

  • 11 Uhr: Demonstration Start am S-Bahnhof Spandau
  • 11 Uhr: Kundgebung Wilhelmstraße 23 (Nähe Kaufland) mit Musik, Informationen, Mitmachaktionen
  • 13 Uhr: Redebeiträge

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (mbr) sieht in dem Aufmarsch ein hohes Mobilisierungspotential in rechtsextremen Kreisen. Die "Symbolkraft Heß’" sei in der Szene "weiterhin ungebrochen", schreibt sie in einer Lageeinschätzung, die Veranstaltung stoße auf rechtsextremen Internetseiten und in den sozialen Medien auf eine hohe Resonanz.

"Trotz diverser Differenzen scheint der Termin am 19. August in Berlin-Spandau die zerstrittene Szene bundesweit einen zu können: Sowohl Gliederungen der NPD und ihrer Jugend, als auch "Die Rechte"-Strukturen, diverse Kameradschaften und "Autonome Nationalisten", die sich dem "Antikapitalistischen Kollektiv" (AKK) zurechnen, bewerben den Termin. Strukturen aus fast allen Bundesländern sind vertreten. Sogar Versände, Bands und Liedermacher sowie szenerelevante rechtsextreme Einzelpersonen rufen zum Aufmarsch auf. Am 15. Juli im thüringischen Themar, bei einem der größten Rechtsrock-Konzerte der letzten Zeit mit 6.000 Besuchern, wurde der Termin ebenfalls offensiv beworben", schreibt der mbr.

Bislang sei der Aufzug unter dem Motto "Mord verjährt nicht" im Bereich Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau ab 12 Uhr für 500 Teilnehmende angemeldet. mbr geht davon aus, dass mit deutlich mehr Rechtsextremen gerechnet werden muss.

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