Berlin, 27. September 2024. Anders als in den meisten Bundesländern, in denen laut Artikel 7 des Grundgesetzes der Religionsunterricht ordentliches Schulfach ist, gilt für Berlin die sogenannte Bremer Klausel: Hier ist die Teilnahme am Religionsunterricht sowie am Humanistischen Lebenskundeunterricht freiwillig und wird nicht benotet. Der Berliner Koalitionsvertrag sieht jedoch die Einführung eines verpflichtenden Religionsunterrichts vor.
Dazu erklärt Matthias Krahe, Abteilungsleiter Humanistische Lebenskunde: „Der Humanistische Verband lehnt die Einführung eines Wahlpflichtfaches Weltanschauungen/Religion als ordentliches Schulfach, wie es im Berliner Koalitionsvertrag angestrebt wird, ab. Kein Kind darf zum Religionsunterricht verpflichtet werden.“
Video: 40 Jahre Humanistische Lebenskunde
Anfang September startete das Fach Humanistische Lebenskunde in sein inzwischen 40. Schuljahr. Im Jahr 1984 wurde unter der damaligen Bildungssenatorin Hanna-Renate Laurien (CDU) erstmals ein atheistisch-agnostisches Alternativangebot zum Religionsunterricht an Berliner Schulen etabliert, organisiert vom Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg. Inzwischen nehmen über 73.000 Schülerinnen und Schüler an über 300 Schulen – seit 2005 auch in Brandenburg – am Humanistischen Lebenskundeunterricht teil. Knapp 400 Lehrkräfte arbeiten täglich mit viel Engagement dafür, unseren Kindern wichtige humanistische Werte für ihr Leben zu vermitteln.
Einen spezifischen Einblick über die Entwicklung des Schulfaches in den vergangenen 40 Jahren bietet der eigens für das Jubiläum produzierte Film, welcher seit einer Woche auf YouTube zu finden ist (siehe oben).
Humanistische Bildung und Erziehung basieren auf humanistischen Ansichten über den Menschen und die Welt, welche in sechs Postulaten Ausdruck finden:
- Naturzugehörigkeit,
- Verbundenheit,
- Gleichheit,
- Freiheit,
- Vernunft und
- Weltlichkeit.
Gerade in Zeiten des Klimawandels sowie der beobachtbaren gesellschaftlichen Verrohung und unter dem Eindruck politischer Entwicklungen in Deutschland kann das Schulfach einen wertvollen Beitrag für die junge Generation sowie zum Schutz gesellschaftlicher und demokratischer Werte leisten.
Über den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg
Als Weltanschauungsgemeinschaft vertritt der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg KdöR die Interessen religionsfreier Menschen und setzt sich für eine menschlichere Gesellschaft ein. Er unterstützt den Staat bei der Bildung und Erhaltung eines Wertekanons, indem er friedens-, rechts- und wertefördernd auftritt. In seinen Einrichtungen und Projekten bietet er Unterstützung unabhängig von Nationalität, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Weltanschauung. Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg hat mehr als 1.300 Mitarbeitende sowie etwa 800 Ehrenamtliche und ist einer der größten Sozial- und Bildungsträger in Berlin und Brandenburg.