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  • „Wir begreifen Humanismus als etwas, mit dem man einen Menschen sein ganzes Leben begleiten kann," sagt Christian Lisker, Referent für praktischen Humanismus im Verband.
    Foto: iStock.com / AmberLaneRobetrs„Wir begreifen Humanismus als etwas, mit dem man einen Menschen sein ganzes Leben begleiten kann," sagt Christian Lisker, Referent für praktischen Humanismus im Verband.

Feiern aus einer Hand: Ein neues Konzept für die Humanistische Feierkultur

Eine Reportage von TOBIAS EẞER  

"Von der Wiege bis zur Bahre" will der moderne Humanismus den Menschen in nahezu allen Lebenslagen begleiten. Um diese Mammutaufgabe leisten zu können, muss der praktische Humanismus vielseitig sein, denn das Leben eines Menschen besteht aus vielen verschiedenen Abschnitten. Um insbesondere den Übergängen in einen neuen Lebensabschnitt eine größere Bedeutung zukommen zu lassen, gibt es im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg (und natürlich auch vielen weiteren Landesverbänden) die Tradition der Lebensfeiern.

Diese Feiern begleiten einen Menschen von seiner Geburt bis an sein Lebensende. Bisher wurden sie im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg von verschiedenen Abteilungen organisiert. Das Ergebnis: Nicht immer war eine perfekte Abstimmung möglich und die Verzahnung der Angebote oft verbesserungswürdig.

Das soll sich ändern: Die gesamte Feierkultur innerhalb des Landesverbandes wird in Zukunft zentral gesteuert. Damit liegen Namens- und JugendFEIERn, humanistische Trauungen bis hin zu Trauerfeiern in der Verantwortung einer Abteilung. Wie sieht das Konzept in Zukunft aus? Und warum ist die Feierkultur im Humanistischen Verband so wichtig?

Know-how im Verband bündeln 

THOMAS FEHSE leitet im Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg die Abteilung Jugend. "Vor einigen Jahren hat man sich im Verband schon gedacht, das Engagement, ehrenamtliche Tätigkeiten und kulturelle Thematiken zusammenzufassen", erklärt Fehse, der auch das Konzept der ganzheitlichen Organisation der humanistischen Lebensfeiern mitentwickelt. "Damals hat man allerdings die JugendFEIER, die früh mitgedacht wurde, ausgeklammert." So habe sich die Feierkultur innerhalb des Verbandes in zwei verschiedenen Strängen entwickelt.

Damit solle jedoch im Herbst 2023 Schluss sein, erklärt Thomas Fehse. Die Idee dahinter, alle Lebensfeiern in einer Abteilung zu bündeln, geistere schon länger durch den Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg. Einer der zentralen Gründe dafür sei die Möglichkeit, "unglaublich viel Know-how, das sich über die letzten Jahre in Sachen Feierkultur angesammelt und entwickelt hat, endlich auch in einer Abteilung zusammenfassen", sagt der Abteilungsleiter Jugend.

Durch die Zusammenlegung könne der Verband vor allem Sicherheit bieten, denn Verantwortung verteilt sich in Zukunft auf deutlich mehr Schultern als zuvor. "Wenn jemand anruft und sagt: ‚Meine Oma ist gestorben. Die war lange Mitglied, ich bin auch Mitglied. Wie können wir ihrer gedenken?’, dann können wir in Zukunft mit voller Überzeugung sagen: ‚Ja, wir machen das!‘", erklärt Fehse. Ein Beispiel seien etwa Redner*innen für die Feiern. "Da ist es jetzt nicht mehr, dass wir ins Schwitzen kommen, weil ein*e Redner*in mit Erkältung oder Corona absagt. Zukünftig können wir dann sagen: ‚Kein Problem, ich habe mehrere Redner*innen!'" 

Unsere Humanistischen Lebensfeiern begleiten einen Menschen von seiner Geburt bis an sein Lebensende.
Foto: Konstantin Börner Unsere Humanistischen Lebensfeiern begleiten einen Menschen von seiner Geburt bis an sein Lebensende.

Humanismus soll den Menschen ein ganzes Leben begleiten 

Aber was macht die Feierkultur so wichtig? CHRISTIAN LISKER, Referent für praktischen Humanismus im Verband, sagt: „Wir begreifen Humanismus als etwas, mit dem man einen Menschen sein ganzes Leben begleiten kann. Das wird vor allem dann wichtig, wenn etwas Besonderes im Leben eines Menschen aufbricht, also Momente, die mit Bedeutung und Emotion gefüllt sind.“ Das sei etwa der Fall, wenn zwei Menschen ein Kind bekommen, heiraten oder sich verpartnern oder wenn jemand zu Grabe getragen wird.

„Moderner Humanismus bedeutet auch, diese emotionalen Momente vom Menschen aus und auf den Menschen hin zu denken“, erläutert Lisker. Die Frage, wie man Humanismus als etwas begreifen kann, was die gesamte Lebensspanne abdeckt, sei einer der Kerngedanken des Verbandes.

Bei den Überlegungen zur Reformation der Lebensfeiern sei aufgefallen, dass besonders in der Jugendabteilung viel Know-how stecke. „Die JugendFEIER ist ja ein absolutes Erfolgsmodell des Verbandes“, führt Lisker aus. „Viele junge Menschen lieben diese Feier. Deshalb wollten wir die Erfahrungen in der Abteilung Jugend bündeln.“ Denn Familien, die eine humanistische JugendFEIER planen, sollen wissen, dass es auch andere Lebensfeiern gibt, die denselben weltanschaulichen Hintergrund haben, führt Lisker weiter aus. „Bald können wir alle Feiern aus einer Hand anbieten.“

Moderne Feierkultur 

„Jetzt stellt sich natürlich die große Frage, wie wir das Ganze umsetzen wollen“, sagt Thomas Fehse. Wichtig seien bei den „Feiern aus einer Hand“ auch die Menschen, deren Lebensveränderungen gefeiert werden.

„Wir überlegen derzeit sehr stark, was sich die Menschen von den Feiern erhoffen, was sie daraus ziehen.“ Deshalb wolle das Planungsteam darauf setzen, all jene, deren Lebenswenden gefeiert werden, in den Planungsprozess ihrer Lebensfeier mit einzubeziehen.

Im Herbst 2023 soll es losgehen. Dafür hat der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg sogar eine neue Stelle geschaffen: „Wir wollen jemanden für die Arbeit bei uns gewinnen, die oder der bei uns noch die Eckpunkte schärfen kann“, sagt Fehse. „Einen Menschen, mit dem wir klar ausarbeiten können, wie wir nächste Schritte umsetzen und wo wir unsere Energie bündeln können.“

Wie das neue Konzept funktionieren wird, kann Thomas Fehse natürlich noch nicht sagen. "Bei uns passiert viel über Learning by Doing", lacht er. "Aber wir wissen, dass der Bedarf, tolle Erlebnisse in Gemeinschaft und mit einem festlichen Rahmen zu feiern, sehr hoch ist."

Hinzu komme, dass Feiern immer auch identitätsstiftend seien. "Gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partner*innen innerhalb des Verbandes wollen wir schauen, was geht und was nicht geht. Und dann glaube ich, dass wir diese eigentlich alte humanistische Tradition der Lebensfeier noch moderner machen können", sagt Fehse. Und fügt grinsend hinzu: "Wobei wir ja eigentlich immer modern sind."

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Thomas Fehse
Leitung der Abteilung Jugend
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Christian Lisker
Referent für praktischen Humanismus
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