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    Foto: Konstantin BörnerBirgit und Horst Lohmeyer

Humanismus-Preis für Menschenrechte 2023 geht an Birgit und Horst Lohmeyer

Berlin, 10. Dezember 2023. Der mit 10.000 Euro dotierte Humanismus-Preis für Menschenrechte würdigt das herausragende Engagement des Ehepaares Birgit und Horst Lohmeyer für Demokratie sowie ihre fortwährende Zivilcourage gegen Rassismus, Populismus und extremistische Ideologien. Ihr Festival „Jamel rockt den Förster“ setzt sich in Mecklenburg-Vorpommern für Demokratie und Toleranz ein und trägt beispielhaft dazu bei, demokratische Strukturen in der Region zu erhalten.

Die Jury begründet ihre Entscheidung folgendermaßen: „In einem Umfeld, das sich zunehmend radikalisiert und extremistischen Ansichten Raum gibt, machen Birgit und Horst Lohmeyer auf die wachsenden Rassismus-Erfahrungen in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam und rücken sie in den Fokus von Politik, Gesellschaft und Medien. Diese Tendenzen betreffen nicht nur den ländlichen Raum, sondern sind ein gesamtgesellschaftliches Problem im Norden und Süden, im Osten und im Westen Deutschlands. (…) Ihr beispielloses Engagement fand 2007 mit der Gründung des Festivals ,Jamel rockt den Förster‘, das bundesweit zu einem Symbol des Widerstands gegen Hass und Intoleranz geworden ist, einen neuen Ausdruck. (…) Die Jury würdigt den Mut und die Entschlossenheit des Ehepaars Lohmeyer als herausragende Verteidiger*innen der Demokratie. Sie sind Vorbilder und Wegbereiter für eine Gesellschaft, die sich gegen jede Form von Extremismus zur Wehr setzen muss. Ihr Engagement ist zugleich ein Aufruf zum Handeln und ein lebendiges Zeugnis dafür, dass der Einsatz für die Demokratie auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist.“

Katrin Raczynski, die Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg: „Angesichts des um sich greifenden Populismus, des wachsenden Rassismus und sich ausbreitender extremistischer Ideologien ist der Humanismus-Preis für Menschenrechte wichtiger denn je. In dieser Situation Menschen auszuzeichnen, die sich mit ganzer Kraft der Verteidigung unserer Demokratie widmen, ist uns ein großes Anliegen. Mit dem Ehepaar Lohmeyer zeichnen wir zwei Menschen aus, die sich seit Jahren unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile und Gefahren für unsere Demokratie und gegen ihre Feinde engagieren. Ihr Engagement ermutigt uns alle, unsere Stimme für die Menschlichkeit und gegen den Hass zu erheben.“

Julian Barlen, Generalsekretär der SPD in Mecklenburg-Vorpommern, erinnerte in seiner Laudatio an den 75. Jahrestag der universellen unteilbaren Menschenrechte durch die Vereinten Nationen am gestrigen Sonntag. Bei Birgit und Horst Lohmeyer handle es sich um Menschen, die zeigten, dass die Achtung dieser Menschenrechte auch bedeute, aktiv zu sein gegen diejenigen, die diese Menschenrechte mit Füßen treten. In ihrem Wohnort träfen sich rechtsextreme Gruppierungen, von denen die Bundesinnenministerin gerade einige verboten habe. Trotz schlimmer Anfeindungen und Bedrohungen würden die Lohmeyers unbeirrt an ihrem Weg festhalten. „Es gehört viel Mut dazu, das nicht nur auszuhalten, sondern sich dafür zu entscheiden, etwas zu tun. Auch wenn die Scheune angezündet wird, wenn bei Gästen die Reifen durchgestochen werden und Einschüchterungen alltäglich sind.“ Ihr Musikfestival „Jamel rockt den Förster“ sei mittlerweile in ganz Deutschland bekannt und setzte ein Zeichen gegen Rechts. „Der Forstrock ist ein Sieg des Mutes über die Angst, ein Sieg der Gemeinschaft über die Angst des Einzelnen.“

Preisträgerin Birgit Lohmeyer berichtete in ihrer Dankesrede, sie seien an ihrem Wohnort mit einer Übermacht von Menschen konfrontiert, die gesellschaftliche Vielfalt als Bedrohung dämonisierten und die Demokratie als abschaffungswürdige Staatsform betrachteten. Sie seien in den letzten beiden Jahrzehnten Opfer einer Vielzahl von Straftaten geworden. „Und das nur, weil wir lautstark für die demokratische Gesellschaft eintreten.“ Unterstützung vor Ort erhielten sie kaum. „Es ist eine antrainierte Taubheit der Menschen in unserer Region, die uns allein bleiben lässt. Wir sind erschüttert über die omnipräsente Ignoranz einer Gefahr von rechts, und zwar nicht nur bei einfachen Bürgern und Bürgerinnen, sondern auch von manchen Vertretern und Vertreterinnen der Behörden, der Kommunalverwaltung und der Landespolitik.“ Und weiter sagte sie: „Wir sehen es als unsere ethische humanistische Aufgabe, eine weitere Diktatur auf deutschen Boden zu verhindern“. Und: „,Jamel rockt den Förster‘ ist für uns eine humane Antwort auf inhumane, terroristische Verfassungsfeinde.“

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Uwe Dolderer
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