Organisierter Humanismus: Geschichte, Gegenwart, Zukunft
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Wurzeln des modernen Humanismus in der Antike
Grabstatue eines jungen Mannes (Griechenland, 6. Jahrhundert v.u.Z.):
„Kouros von Tenea“, parischer Marmor, Höhe: 153 cm. Gefunden 1846 in der Nekropole von Tenea; Glyptothek München; Inv. Nr. 168.
Frühe Aufklärung: Griechenland und Rom (ca. 800 v.u.Z – 800 u.Z.).
Der Mensch – das Maß
Die Frisur des Mannes ist ein deutliches Zeichen für den Ursprung der griechischen aus der ägyptischen Großplastik.
[K. Stemmer (Hrsg.), Standorte. Kontext und Funktion antiker Skulptur, Ausst.-Kat. Berlin (1995) 37 Nr. A24.]
Polyklet (griechischer Bildhauer, 5. Jh. v.u.Z.): „Der Kanon“
Die antiken Bildhauer und Erzgießer reflektieren und produzieren „Menschenbilder“, ideale und veristische. Philosophen, Rhetoren, Fachleute reden und schreiben über Kunst. Polyklets ‚Kanon‘ ist beschrieben in der Enzyklopädie („Naturgeschichte“) des römischen Gelehrten Plinius (gest. 79 beim Ausbruch des Vesuvs).
Plinius, Naturgeschichte 34, 55: „Polyklet machte auch eine Statue, welche die Künstler ‚Kanon‘ nennen, denn sie holen sich davon die Grundzüge der Kunst wie nach einer Art Gesetz; und als einziger Mensch hat Polyklet, so wird (allgemein) geurteilt, mit einem Kunstwerk die Kunst selbst gemacht.“
Der „Kanon“ ist ein Buch und eine Musterstatue in den richtigen Proportionen (Symmetrien) des menschlichen, genauer: eines jugendlichen männlichen Körpers. Dieser vermessene, konstruierte Körper ist nach antikem Urteil die Kunst selbst: ars ipsa. Das ist gewiss ein starkes Zeugnis für die Anthropozentrik antiker Kunst. „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“.
[Vgl. Hubert Cancik, Europa – Antike – Humanismus, S. 228-230.]
Der „vitruvianische Mensch“ in der Rekonstruktion des Leonardo da Vinci (Zeichnung circa 1490) auf einer 1-Euro-Münze, Italien 2002.
Die Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers und der Tempel werden bei Vitruv (1. Jahrhundert v.u.Z.) entwickelt:
„Den Körper des Menschen nämlich hat die Natur so zusammengesetzt, dass vom Kinn bis zum höchsten Punkt der Stirn und den untersten Haarwurzeln ein Zehntel (decima pars)“ eines „gut gestalteten Menschen“ beträgt, ebenso die Handfläche [...]. 3, 1, 1
Die Gestalt des Menschen verbindet Kreis und Quadrat:
„Ebenso ist das mittlere Zentrum des Körpers natürlicher Weise der Nabel. Denn wenn ein Mensch auf dem Rücken gelagert ist, die Hände und Füße ausgestreckt, und die Spitze des Zirkels auf seinen Nabel gesetzt ist, werden durch Schlagen eines Kreisbogens die Spitzen beider Hände und Füße von der Linie (des Kreisbogens) berührt werden. Genauso wie am Körper das Schema der Umkreisung entsteht, wird ebenso eine quadratische Figur darin gefunden werden. Denn wenn (der Körper) vom Scheitel bis zur Sohle gemessen und dieselbe Messung auf die ausgestreckten Hände angewandt wird, wird dieselbe Breite wie Höhe gefunden werden wie bei nach dem Winkelmaß quadratischen Flächen.“ 3, 1, 3
[Übersetzung unter Benutzung von C. Fensterbusch, Vitruv. Zehn Bücher über Architektur, 1964]
Akupunktur-Modell: Holzschnitt von 1443 nach Bronzemodellen und Lehrbuch des chinesischen Arztes Wang-Weiyi (circa 987-1067)
Auf dem Modell sind die Maße für die Breite des Gesichts etc. in chinesischen Maßeinheiten (z.B: thechi – „Fuß“) angegeben. [wellcome collection]
Die Vermessung des Menschen in Biologie, Medizin und Ethnologie und die Benutzung dieser Daten zum Beweis von Rasselehren und zur Rechtfertigung des deutschen Kolonialismus wird anschaulich problematisiert von Lars Kraume, „Der vermessene Mensch“ (Film DEFA 2021/2023).
Statue des Prometeus, der seine Kette bricht.
Der erste Menschenfreund
Der misshandelte Prometheus zerbricht seine Ketten, Kolossalstatue bei Sotschi, Adlergebirge/Kaukasus, von Alexander N. Kapralow (geb. 1951), eingeweiht im Mai 1998; Anlass für die Errichtung des Monuments war nicht ein mythisches oder historisches Datum, es war vielmehr die Absicht, die Besucher von Sotchi zu dem im Prometheus-Mythos angedeuteten „Adler-Felsen“, dem Ort seines Leidens, zu führen. Für kompetente Auskunft danken wir Frau Swjetlana Nekrasowa/ Berlin, Russisches Haus.
Der Titan Pro-metheus („Vor-Denker“) hat den Menschen das Feuer gebracht, Wärme und „Licht“ in der Nacht.; vorher, so Aischylos in seiner Tragödie „Der gefesselte Prometheus“ (5. Jahrhundert v.u.Z.), haben die Menschen gesehen und nichts erkannt, gehört und nichts verstanden, alles ohne Einsicht gemacht (Aischylos, Prometheus, Vers 436-525). Alle Kulturtechniken (gr. téchnai) haben die Sterblichen von Prometheus. Er ist der erste „Phil-Anthrop“ (Vers 11). Aber der himmlische Tyrann Zeus lässt ihn in Ketten an den Felsen schmieden. Er, der allen geholfen hat, kann sich selbst nicht helfen. Erst ein Gottes-Sohn, Herakles (Hercules) hat ihn „erlöst“. Der moderne Prometheus bei Sotchi zerreißt seine Ketten selbst.
Das Dionysos-Theater in Athen (5./4. Jahrhundert v.u.Z.)
Das Theater (griechisch: théatron) bildet einen (damals) neuen sozialen Raum, in dem politische, gesellschaftliche und künstlerische Themen verhandelt wurden.
Sokrates (gest. in Athen 399 v.u.Z.) und Seneca (gest. in Rom 65 u.Z.); Doppelherme in Berlin, Altes Museum, Antikensammlung; weißer Marmor, Höhe 28 cm, 3. Jahrhundert u.Z., wohl aus einer Bibliothek; Fundort: Rom, seit 1878 in Berlin
Der Ethiker
„Socrates was a great free thinker“ (Anthony Collins: A Discourse of Free Thinking 1713)
[s. Hubert Cancik, Die humanistische Bewegung, in: FS HVD, §3,2, S. 19-47.]
„Geworfen in einen Punkt Zeit“ (Seneca, Moralische Briefe 77)
„Für den Andern musst Du leben, wenn Du Dir leben willst“ (Seneca, Moralische Briefe 48)
Seneca: Moralische Briefe 77,12: In punctum temporis coniectus; Moral. Briefe 48: alteri vivas oportet, si vis tibi vivere.
[Vgl. Hubert Cancik, Leben auf der Flucht. Das Menschenbild des L. Annaeus Seneca, in: R. Schöppner (Hg.), Humanismus in, Mitgliedschaft out?, Aschaffenburg 2023, S. 147-178.]
„Free-thinker“ als Selbstbezeichnung
Text von John Toland mit der mutmaßlich (laut Forschung) ersten Verwendung des Begriffs „free-thinker“ als Selbstbezeichnung:
But let no body imagine that we Free-thinkers (whom some of narrow views ignorantly confound with thoughtless Libertines) should be less zealous or courageous, than the most wholesale believer or the precisest professor of 'em all, against the return of Popery under whatever denomination.“
Hier lässt sich das erste Auftauchen des Begriffs nachlesen:
Toland, John: Another Memorial for the Most Honourable The Earl of *** [Oxford], in: A Collection of Several Pieces of Mr. John Toland, now first publish'd from his Original Manuscripts: With Some Memoirs of his Life and Writings. Vol. II, London: J. Peele 1726, S. 220-238.
Eine deutsche Übersetzung scheint nicht vorzuliegen.
Feuerbach und das „mystische“ Rot
Programm des Verbandes für Freidenkertum und Feuerbestattung
Die Freidenkerbewegung marschiert
Tondokument einer Radioansprache von Max Sievers, langjähriger Vorsitzender des Freidenker-Verbandes, 1931
Manfred Isemeyer: Zur Aktualität des Humanismus
Jugendweihe in der DDR
Religion ist Menschenwerk
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