In Aktion: Praktischer Humanismus

„So viel Liebe und Zuneigung bekommt man sonst nirgendwo“

veröffentlicht: 9. Oktober 2024, 13:10 Uhr aktualisiert: 5. März 2025, 11:03 Uhr

Norbert Rosenberger, 70, war vier Monate Gast im Hospiz LudwigPark. Trotz schwerer Krankheit war es für ihn eine der glücklichsten Zeiten seines Lebens.

Ein langer Leidensweg

Im Zimmer von Norbert Rosenberger ist viel los: Seine Enkelin Selina hüpft umher und seine Frau Carmen packt einige seiner Habseligkeiten in einen Karton. Neben ihm im Bett sitzt seine Plüsch-Avocado Mr. Paddington, ein Geschenk von Selina. Mr. Paddington solle gut auf ihn aufpassen und dafür sorgen, dass er gesund wieder nach Hause kommt, so ihr Wunsch. Zumindest teilweise ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen: Norbert Rosenbergers Gesundheitszustand lässt es zu, dass er nach Hause entlassen werden kann. Das ist im Hospiz LudwigPark eher die Ausnahme.

Seit 14 Jahren leidet er an der Lungenkrankheit COPD und an Blasenkrebs. Er hat einen langen Leidensweg hinter sich. Nach Behandlungen in einer Lungenklinik und schließlich in einer Palliativklinik entschied er sich auf Empfehlung seiner Hausärztin für die Aufnahme ins Hospiz LudwigPark. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Im Gegenteil: „Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist und in den LudwigPark aufgenommen werden kann, hat sechs Richtige im Lotto“, sagt er. Ihm ist wichtig, den Menschen die Angst vor dem Hospiz zu nehmen:

„Man wird hier mit so viel Liebe und Herzlichkeit empfangen.“

Lebensfreude trotz tödlicher Krankheit

Trotz seiner tödlich verlaufenden Krankheit strotzt er noch immer vor Lebensfreude. „Wenn man zu ihm ins Zimmer kommt, geht die Sonne auf“, so Pflegerin Doris über Norbert Rosenberger. Das Verhältnis zum Pflegepersonal beschreibt er als „Schwester-Bruder-Gemeinschaft“: „Alles kommt von Herzen. So viel Liebe und Zuneigung wie hier bekommt man sonst nirgendwo. Ich bin hier in so einer Wärme eingepackt – ich bin glücklich, ich bin froh“, sagt er.

Das liegt auch am Essen: Ilka, die Köchin des LudwigParks, stellte fest, dass er fast nur weiche Nahrung zu sich nehmen kann. Seither serviert sie ihm zum Frühstück immer Milchbrötchen. Eine kleine Geste, die ihm viel bedeutet. Besonders dankbar ist er Ilka auch, weil sie ihm schon oft seine Lieblingsgerichte gekocht hat, darunter Wirsingkohl- und Möhreneintopf. Das Essen im LudwigPark sei „einmalig – einfach nur ein Traum“.

Leben Revue passieren lassen

Auch die anderen Gäste sorgen dafür, dass er sich im LudwigPark aufgefangen und wie zu Hause fühlt. Seine Zimmernachbarin habe einmal scherzhaft zu ihm gesagt: „Ich bin schneller als Sie.“ Damit meinte sie, dass sie wahrscheinlich eher sterbe als er. Darüber haben sie beide gelacht. Doch jeder kennt seine Grenzen. Der Umgang mit den anderen Gästen sei immer zutiefst respektvoll.

Kurz vor seiner Entlassung sagt Pflegerin Doris: „Ich bin traurig, wenn er geht. Er wird uns allen fehlen.“ Zu Hause möchte er vor allem für seine Familie da sein und mit ihr sein Leben Revue passieren lassen. Sein größter Wunsch vor seinem Tod ist, noch einmal gemeinsam mit seiner Frau Carmen, seinen Kindern Jeffrey und Charleen sowie seinen Enkel*innen John und Selina an die Nord- und Ostsee zu fahren. Sie alle stehen immer fest hinter ihm. Auch Mr. Paddington soll mitkommen. Ob Norbert Rosenberger sich diesen Wunsch noch erfüllen kann, ist ungewiss. Fest steht für ihn aber:

„Wenn sich mein Gesundheitszustand verschlechtert, möchte ich wieder in den LudwigPark.“

Wenige Wochen nach dem Gespräch mit dem Autor dieser Reportage verstarb Norbert Rosenberger in einer Lungenklinik.

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