Positionspapier sexualpädagogischer Träger in Berlin

Im März 2021 haben Berliner sexualpädagogische Träger zusammen ein Positionspapier verfasst: Ihr gemeinsames Ziel ist es, die sexuelle Selbstbestimmung jedes Menschen zu fördern. Du kannst das Positionspapier auf dieser Seite lesen und auch als PDF-Datei herunterladen.

Berlin, März 2021

Positionspapier sexualpädagogischer Träger in Berlin

Deutschlands Jugendliche sind Spitzenreiter im Verhütungsverhalten (vgl. Jugendsexualität, 2015, BZgA), und die Zahlen der Teenagerschwangerschaften sind seit Jahren konstant niedrig. Das sind nur zwei von vielen positiven Resultaten der im europäischen Vergleich in weiten Teilen vorbildlichen Sexualpädagogik in Deutschland (vgl. Sexuality Education in Europe and Central Asia, 2018, BZgA).

Dennoch wird diese zunehmend öffentlich hinterfragt, obwohl das Angebot längst nicht dem tatsächlichen Bedarf gerecht werden kann. Das nehmen wir zum Anlass, unsere fachlichen Standpunkte und Forderungen im Folgenden deutlich zu formulieren.

Wir und unsere Ziele

Wir sind professionell sexualpädagogisch tätige Institutionen und freiberufliche Fachkräfte in Berlin. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Formaten und bilden damit die Vielfalt Berliner Lebenswelten ab. Unser gemeinsames Ziel ist es, die sexuelle Selbstbestimmung jedes Menschen zu fördern. Wir bestärken sie darin, sich damit auseinanderzusetzen, wie sie ihre Beziehungen und ihre Sexualität leben möchten. Wir fördern Menschen jeden Alters darin, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu vertreten sowie die Grenzen anderer zu erkennen und zu respektieren.

Konkrete Ziele:

  • die Förderung der sexuellen Gesundheit,
  • die Verringerung der Zahl ungewollter Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche sowie
  • die Prävention von sexualisierter Gewalt.

Wir möchten einen Raum schaffen, in dem sich Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung und Identität, ihrem Alter, ihrem sozialen Status sowie Behinderungen wertgeschätzt und sicher fühlen.

Grundlagen für unsere Arbeit sind dabei:

  • der Berliner Rahmenlehrplan, in dem die Themen der sexuellen Bildung sowie Diversity und Gesundheitsförderung vorgegeben sind,
  • die Konzepte und Standards der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Weltgesundheitsorganisation,
  • die sexuellen und reproduktiven Rechte als Teil der Menschenrechte.

Unsere Arbeitsstandards

  • Wir arbeiten fachlich fundiert sowie altersangemessen und kommen so dem Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung nach. Dafür nutzen wir entwicklungsgerechte Sprache, Methoden und Materialien.
  • Wir vermitteln Wissen unter anderem zu Methoden der Verhütung, Familienplanung und zur sexuellen Gesundheit.
  • Wir arbeiten diskriminierungskritisch und treten aktiv für die Vielfalt der gelebten sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Formen des Zusammenlebens ein.
  • Themen, eingesetzte Methoden und Materialien sind für Lehrkräfte und Eltern transparent.
  • Wir verstehen uns als professionelle Ergänzung zur schulischen und familiären Sexualaufklärung.
  • Wir beachten individuelle Schamgrenzen und geben ohne vorherige Absprache keine persönlichen Informationen der Kinder und Jugendlichen weiter.

Forderungen

Die Kapazitäten der bestehenden Angebote zur sexuellen Bildung reichen bei Weitem nicht aus, um die steigende Nachfrage in Berlin zu decken. Schon jetzt haben viele Schüler*innen nicht die Möglichkeit, außerschulische Angebote zur sexuellen Bildung und Beratung wahrzunehmen, obwohl dies in den Berliner Rahmenlehrplänen verankert ist.

Wir fordern:

  • ein klares Bekenntnis der demokratischen Parteien in Berlin zur sexuellen Bildung im gesetzlichen Rahmen,
  • eine sichere und langfristige Finanzierung der bestehenden professionellen Beratungs- und Bildungsangebote,
  • den Ausbau des Angebots bestehender und neuer Träger gemäß dem wachsenden Bedarf,
  • die Integration von sexueller Bildung und Präventionsarbeit als Querschnittsthemen in pädagogischen Ausbildungs- und Studiengängen sowie
  • die Sicherstellung von Qualitätsstandards durch höhere Fortbildungsbudgets.

Unterzeichner*innen:

  • Albatros-Lebensnetz gGmbH, Schwangeren- und Familienberatung sowie Schwangerschafts- und Konfliktberatung
  • Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Abteilung Familie, Personal und Diversity und Straßen- und Grünflächenamt, Jugendamt: Erziehungs- und Familienberatung, Prävention Kinderschutz
  • BiKo Berlin
  • Bund der Deutschen Katholischen Jugend
  • Daniela Kühling, M. A., Sexualpädagogin und Coach, Dozentin für vorurteilsbewusste, geschlechterreflektierende und sexuelle Bildung
  • donum vitae Berlin-Brandenburg e. V., staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaft, Schwangerschaftskonflikt und Familienplanung
  • Familienplanungszentrum BALANCE
  • Hella-Klub für Mädchen* und junge Frauen*, Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit
  • Jugendbereich des Mann-O-Meter e. V.
  • Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
  • Mit Sicherheit Verliebt, Projekt der Bundesvertretung für Medizinstudierende in Deutschland e. V.
  • pro familia Berlin e. V.
  • Schwangerschaftskonfliktberatung des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg KdöR
  • sexpäd.berlin
  • Stefan Müller, Sexualpädagoge
  • Thomas Wilke, Sexualpädagoge
  • Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung in Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung in Friedrichshain/Kreuzberg
  • Zentrum für Familienplanung Steglitz-Zehlendorf
  • Zentrum für sexuelle Gesundheit und Familienplanung Marzahn-Hellersdorf
     

Das Positionspapier sexualpädagogischer Träger in Berlin als Download

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