„Die Pfleger*innen sind wirklich wie Engel – das hat mich inspiriert, kleine gehäkelte Engel für sie zu machen“, sagt Karin Gießmann.

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„Hier fühle ich mich wirklich gesehen und umsorgt“

veröffentlicht: 28. Juli 2025, 19:07 Uhr

Karin Gießmann (67) aus Berlin-Tempelhof wurde vor 34 Jahren mit Krebs diagnostiziert. Es folgten zahlreiche Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und Rückschläge, aber auch viele Jahre, in denen sie mit der Erkrankung gut leben konnte. Schließlich konnten die Ärzt*innen nichts mehr für sie tun – und empfahlen die Aufnahme in ein Hospiz. Seit nunmehr sechs Wochen lebt sie im Hospiz LudwigPark. Im Gespräch erzählt sie, wie sie den Alltag im LudwigPark erlebt – und warum sie heute dankbar ist, gerade dort zu sein.

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass Sie ins Hospiz LudwigPark kommen?

Natürlich war das erstmal traurig. Zu hören, dass man bald sterben wird, das muss man ja erst einmal verarbeiten. Aufgrund meiner Krebserkrankung war ich schon oft im Krankenhaus und dachte: Im Hospiz wird es wahrscheinlich ähnlich sein. Ich war unsicher, weil ich nicht wusste, was mich hier erwartet. Ich hatte richtig Angst, dass mir von morgens bis abends vorgeschrieben wird, was ich machen soll. Aber dann hat mir der Arzt in Hennigsdorf gesagt: ‚Im Hospiz gilt: Nichts muss, alles kann.‘ Und genauso ist es hier auch. Ich dachte früher, man geht ins Hospiz – und stirbt. Jetzt weiß ich: Man geht ins Hospiz, und hat es erstmal schön.

„Ich dachte früher, man geht ins Hospiz – und stirbt. Jetzt weiß ich: Man geht ins Hospiz, und hat es erstmal schön.“

Wie erleben Sie den Alltag hier?

Jede Woche bringt ihr das Team des Hospiz LudwigPark frische Blumen.

Der Alltag hier ist ganz anders, als ich es aus dem Krankenhaus kannte. Die Pfleger*innen nehmen sich wirklich Zeit. Ich werde hier als Mensch wahrgenommen, nicht als Patientin. Jeden Morgen bekomme ich heißes Wasser, damit ich mir meinen eigenen Kaffee machen kann – wann ich will und so oft ich will. Das ist eine Kleinigkeit, aber sie bedeutet mir viel. Ich brauche einen Wunsch nur zu äußern und schon wird er erfüllt. Noch zwei Beispiele: Anfangs war mein Sessel zu hart. Kaum hatte ich das gesagt, lag ein Sitzkissen auf dem Sessel. Und weil ich keinen Fisch mag, bekomme ich freitags immer etwas anderes zu essen. Gewissermaßen eine Extrawurst nur für mich (lacht).

Was für mich besonders ist: Ich kann hier Hilfe einfach annehmen – das war im Krankenhaus viel schwieriger für mich. Hier fühle ich mich wirklich gesehen und umsorgt. So viele kleine Gesten zeigen mir das. Jede Woche bekomme ich zum Beispiel einen frischen Blumenstrauß. Oder als mein Smartphone neulich kaputt war, hat mir der Pfleger Alf ein neues organisiert.

„Hier fühle ich mich wirklich gesehen und umsorgt. So viele kleine Gesten zeigen mir das.“

Sie sind nun schon seit über sechs Wochen hier – wie gestalten Sie Ihre Tage?

Dieses Bild hat Karin Gießmann im Hospiz LudwigPark gemalt. Es schmückt nun ihr Zimmer.

Obwohl ich todkrank bin, habe ich hier viel Selbstbestimmung. Ich kann schlafen, so lange ich möchte, und meine Tage so gestalten, wie es mir guttut. Viel Zeit verbringe ich mit Häkeln. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Es ist für mich auch eine schöne Art, etwas zurückzugeben an die Menschen, die sich hier so liebevoll um mich kümmern. Die Pfleger*innen sind wirklich wie Engel – das hat mich inspiriert, kleine gehäkelte Engel für sie zu machen. Kürzlich habe ich auch etwas für die Enkelin einer Pflegefachkraft gehäkelt.

Und ich habe hier eine Seite an mir entdeckt, die ich vorher gar nicht kannte. Einmal in der Woche kommt Carla, die Kunsttherapeutin. Eigentlich war Malen nie meins. Doch Carla hat mir richtig Lust darauf gemacht. Ich mochte schon immer das Meer und Möwen, und davon habe ich jetzt ein Bild gemalt. Es hängt bei mir im Zimmer. Es ist zwar kein Picasso, aber ich bin doch etwas stolz darauf.

Langweilig wird mir hier jedenfalls nicht. Neben Carla schauen auch mehrmals pro Woche Ehrenamtliche bei mir vorbei. Sie gehen mit mir spazieren oder einkaufen, damit ich mir meinen eigenen Kaffee oder andere Kleinigkeiten holen kann. Und manchmal setzen sich die Pflegefachkräfte einfach zu mir ans Bett. Dann reden wir: über meine Krankheit, Erinnerungen – oder einfach über das Leben. Klar, manchmal fließen Tränen. Aber wir lachen auch viel und haben sogar richtig Spaß zusammen. Wer hätte das denn gedacht, in einem Hospiz? Manchmal kann ich meine Krankheit für einen Moment vergessen.

„Die Pfleger*innen sind wirklich wie Engel – das hat mich inspiriert, kleine gehäkelte Engel für sie zu machen.“

Was möchten Sie Menschen mitgeben, die überlegen, in ein Hospiz zu gehen?

Ich glaube, es ist bereits klar geworden: Das Hospiz LudwigPark ist kein Ort, vor dem man Angst haben muss. Im Gegenteil. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich hier meine letzten Tage verbringen darf. Mit allem, was ich brauche, werde ich hier wunderbar versorgt, erfahre unglaublich viel Wärme und Geborgenheit.

„Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich hier meine letzten Tage verbringen darf.“

Liebe Frau Gießmann, herzlichen Dank für das Gespräch!

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Hospiz LudwigPark

Adresse

Hospiz LudwigPark
Zepernicker Straße 2
13125 Berlin