"Meine erweitertes Wohnzimmer ist doch der Brückentreff"
Intensive Gespräche und Beratung am Telefon in Zeiten von Mundmasken und Maßbändern - Ein Bericht von Frau Berner, Sozialpädagogin im Brückentreff
Berlin, 2.5.2020 – Als sehr tapfer erlebe ich nun schon seit über sechs Wochen unsere langjährigen Besucherinnen und Besucher des Brückentreffs. Tröstend zu wissen, wie sehr es die meisten schaffen, sich gut hineinzufinden, und eine solch befremdend neue Situation akzeptieren, die niemand erwarten konnte. Statt persönlichen Begegnungen und gemeinsamen Erleben in Gruppen wie der Koch-, Spiel-, Frühstücks- oder Kreativgruppe bleibt uns – als Kompromiss – nun also das Telefonieren. "Wenn ich das mit dem Corona-Virus gut überstehe, dann überleg ich selbst als Atheist, ob es doch einen Gott gibt," sagte mir einer unserer treuen und langjährigen Besucher. Und: "Ich konnte mir bei all meiner Lebenserfahrung immer so vieles Schreckliche vorstellen, was passieren könnte, ich dachte, ich hätte alles gesehen, aber auf ein Virus, das alles und alle lahmlegt, wär‘ ich nie gekommen!”
Auf beliebte Aktivitäten des Brückentreffs – wie gemeinsam Singen und Ausflüge per Schiff – vor allem vertrauliche Gespräche von Angesicht zu Angesicht, müssen wir alle schmerzlich verzichten: Das fehlt unseren Besucher_innen. Und manch einem fällt jetzt auf, dass er oder sie gerne wenigstens eine Telefonnummer von einem anderen Besucher hätte. Das, was uns allen wohl völlig selbstverständlich schien: sich treffen und begegnen zu können, wo und wann man will, sich an einen Tisch zu setzen, gemeinsam essen, auf einer Bank auf der Terrasse sitzen, ist nun momentan nur noch mit 1,5-Meter-Abstandsregel, Mundschutz und Metermaß möglich. Vielen geht es so: Erst jetzt weiß man also manches richtig zu schätzen und zu würdigen, was grad nicht machbar ist!
Eine der häufigsten Fragen unserer Besucher_innen an uns Mitarbeiter_innen ist: "Wann hört das auf? Wann macht der Brückentreff wieder auf?” Und ein langjähriger Besucher setzt hinzu: "Das ist doch mein erweitertes Wohnzimmer, das ist mein Ort, an dem ich sein will.”
Herzstück unserer Angebote im Brückentreff ist es ebenso, einfach nur "da zu sein”, als offener Ort und Anlaufstelle! Besucher_innen, die einfach vorbeikommen, um sich nur hinsetzen zu können und in die Luft zu gucken, etwas zeichnen, sich auf der Terrasse sonnen sowie auch nach Lust und Laune: aufstehen und gehen können!
So wie unsere Besucher_innen vermissen auch wir als Team des Brückentreffs den Alltag und die Normalität des Miteinander und der Aktivitäten.
Sobald es möglich ist, werden wir uns wieder verabreden und im Brückentreff treffen – wenn auch mit Mundschutz und Abstandsregeln!